Teil 2 – Internet und WLAN in eine Unterkunft für Flüchtlinge bringen

Dies ist die Fortsetzung von Teil 1 – Internet und WLAN in eine Unterkunft für Flüchtlinge bringen. Ziel ist weiterhin, 1500 Leute mit freifunk-WLAN zu versorgen. Egal, wie.

Warum freifunk? Das bietet eine gewisse Rechtssicherheit in Sachen Abmahnung und co für den Inhaber des Internetanschlusses. Stichwort Providerprivileg, siehe §7(2) und §§8 bis 10 im TMG.

Ich liste hier die bisherigen Aktivitäten auf, soweit sie mir noch bekannt sind, falls ich jemanden vergessen habe, es tut mir Leid, aber ich ertrinke in E-Mails, facebook Nachrichten, Direkt Messages, etc.

Dies hier ist gleichzeitig ein Update für die Meiendorf-hilft Gruppe. Der Entscheidende Teil kommt am Ende.

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USB Sticks per Post. Aktuell das einzige „Internet“ in der Flüchtlingsunterkunft.

Was in den letzten Tagen so geschah.

Die der Flüchtlingsunterkunft direkt benachbarte Firma angeschrieben. Die haben wohl eine amerikanische Mutter. Da kommt, aufgrund eigener Erfahrung für solche Anfragen in einen US-basierten, globalen Konzern hinein, eine durch alle Entscheiderebenen gelaufene Antwort für solchen PillePalle wahrscheinlich frühestens in 2019 zurück (aber auch nur, wenn ich das 14 tägig auf Wiedervorlage habe und dran bleibe). Überraschen sie mich, ich freue mich über Antwort, aber eigentlich auf Eis gelegt.

Ich wollte die der Flüchtlingsunterkunft direkt benachbarte Schule anrufen, war schon in Kontakt mir Direktorin, aber da die dort auch dieses Stadt-eigene HamburgNetz haben, sind die Erfolgsaussichten, nun ja, limitiert bis aussichtslos, da kein externer Zugang zum FHHnet möglich.
Da kommt, ohne massive politische intervention (in der Größenordnung des Berliner Mauerfalls), absolut gar nichts zurück.

Ich hatte bereits Kontakt zur direkt benachbarten METRO. Da, aus technischen Gründen, eine Absage bekommen. Erneut über einen anderen Kanal Kontakt aufgenommen. Geschäftsreisebedingt war dort noch kein Feedback möglich.

Die freundliche Globetrotter IT hat ihren Telekom Account Typen angefragt, ob Kontaktdaten weiter gegeben werden können.
Da kam bislang noch nix zurück.

Ich habe mir den Accounter der Telekom meines Arbeitgeber besorgt, International Irgendwas Account, oder Sales, vergessen.
Da kam bislang leider nichts zurück.

Es gab mehrere, freundliche Anrufe eines Barcamps Aktivsten, dessen Schwesters Vater mal bei der Telekom war und da wurden Kontaktdaten weiter gegeben, es gab da in der Vergangenheit wohl ähnliche Aktionen.
Da kam bislang noch nichts zurück.

Eigentlich kenne ich so ganz lose sogar jemanden bei einem Provider, der in Hamburg auf einem Glasfasernetz sitzt, den kennen wahrscheinlich alle, die ab und an auf den Webmontag gehen. Der Kontakt wurde auch mehrmals empfohlen, bislang habe ich es schlicht noch nicht geschafft, mich bei R zu melden.

Ich habe den ebenfalls direkt benachbarten, nicht städtischen Kindergarten besucht und mir angesehen, ob das dort vorhandene Internet mit vertretbarem Aufwand in die Unterkunft gebracht werden kann. Auch da leider keine Sichtverbindung (das ist echt verhext), überall Bäume und dann auch deutlich mehr als 100 Meter Entfernung, dazu noch provisorisches Kabelgebastel im Kindergarten und da sind eben, Überraschung, Kinder und Kinder machen alles kaputt. Dazu haben die dort eine erstaunlich sportliche Netzwerk-Installation, mit eigenem VPN und allem. Also eher nicht eine Plug’n Play Lösung, zumindest will ich mich da nicht einfach reinstöpseln. Erstmal auf Eis gelegt, Kontakt ist aber gemacht und immerhin war hier das erste Mal überhaupt ein Internet sichtbar auf meinem Computer. Da habe ich mich ein klein wenig gefreut.

Nach dem ersten Teil dieser Serie bekam ich ca 100 Hinweise (kein Witz) zu dieser Presseerklärung der Telekom: Telekom sagt Hilfe bei Unterstützung von Flüchtlingen zu.

Der erste Artikel zum Thema erzeugte spürbares Feedback, auf Facebook, Twitter und etliche Mails von Leuten vom Fach. Irgendwann bekam ich eine E-Mailadresse von T-Systems. Endlich eine E-Mail! Große Freude. Ob ich die hier reinschreibe, wird gerade geklärt.

Ich schrob dann, zwischen Tür und Angel, folgende Nachricht an T-Systems:

Sehr geehrte Damen und Herren,

danke, dass T-Systems sich in Sachen Internet für Flüchtlinge engagiert.

Für die Initiative www.meiendorf-hilft.de bringe ich freifunk WLAN in eine neue Zentrale Erstaufnahme Einrichtungen. Aktuell wohnen dort 700 der vorgesehenen 1500 Menschen.

Wir benötigen kurzfristig einen, oder mehrere Internet Zugänge vor Ort, die von Fördern & Wohnen (Betreiber der Flüchtlingsunterkünfte in Hamburg) bezahlt werden.

Die gestern zuständigen dort wissen von dieser privaten Anfrage an Sie. Aufgrund der chaotischen Personalsituation der Betreiber der Einrichtung gibt es großes Verständnis, dass eine Privatperson diese eigentlich der Stadt zugehörigen Anfrage an Sie stellt.

Das schöne an meiner Anfrage ist, dass es hier nicht im eine Zeltstadt auf der grünen Wiese geht, sondern um ein voll vernetztes, ehemaliges Logistikzentrum der Firma Globetrotter, die dort Telekom Kunde waren oder noch sind (die Zuständigen sind diesbezüglich uneins).

Die Einrichtung bekommt eine Verwaltung des Bundes für Asyl. Die Firma Dataport hat bereits Glasfaserkabel von FHNet (das geschlossene Netz der Stadt Hamburg) gezogen.

Wir haben die spannende Situation, dass eine Einrichtung mit 1500 Leuten komplett offline ist, obwohl Glasfaserkabel im Haus liegen.

Ich freue mich auf eine Nachricht ihrerseits.

Mit freundlichen Grüßen

Sven Dietrich

Zwei Stunden nach dieser, beim erneuten Lesen doch eher mittelmäßigen, Email dann tatsächlich ein Anruf von der Telekom. Da fiel ich ja fast vom Stuhl. NUR ZWEI STUNDEN. EIN ANRUF. EIN MENSCH. HURRA. Große Begeisterung.

Im Gespräch dann so viele Stichworte zur örtlichen Situation und den Gegebenheiten wie möglich fallen gelassen. Das alles wird dann an den entsprechenden Accounter der Telekom in Hamburg gegeben, der sich dann an Fördern und Wohnen wendet.

Das läuft jetzt komplett an mir vorbei. Das ist auch gut so, denn Vertragspartner wird definitiv fördern und Wohnen. Ich bin ja nur ein irgendjemand, der eigentlich gar nichts zu melden hat. Das passt schon, nicht falsch verstehen.

Sorge meinerseits: Es könnte sein, dass das alles möglicherweise für die Katz war, da F&W für so etwas einfach keine Zeit hat. Es wird Winter, 10.000 Menschen müssen in Hamburg aus den Zelten raus, da gibt es völlig, wirklich VÖLLIG andere Probleme.

Der dazu passende, entscheidende Satz zum Thema kam dann, in einer Nachfrage per Mail.

„können wir allerdings erst nach einem konkreten Auftrag des Leistungsträgers (fördern & wohnen), der politisch verantwortlichen Instanz (Behörde für Inneres und Sport) oder des BAMF tätig werden“

Und genau das wird ziemlich spannend, denn die haben eben alle zur Zeit völlig andere Sorgen.

Warum hier das BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge), Dataport, die Behörde für Inneres und Sport UND Fördern & Wohnen eine Rolle spielen?

Das erzähle ich im nächsten Artikel, da geht es dann um die Situation vor Ort. Das unterscheidet sich von fast allen Flüchtlingsunterkünften in Hamburg und sie können sich auf ein Highlight in Sachen Internet in Deutschland freuen.

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1 Gedanke zu „Teil 2 – Internet und WLAN in eine Unterkunft für Flüchtlinge bringen“

  1. Ich wünsch Dir viel Erfolg.
    Wir machen das beim Freifunk Stuttgart seit einigen Monaten, aber bei vielen Unterkünften dauert es auch Monate um eine Lösung für den Internetanschluss zu bekommen. Inzwischen funktioniert hier das Netz in sechs Unterkünften, aber ungefähr weitere 10 sind in unterschiedlichen Stufen der Vorbereitung.
    Und die öffentliche Hand ist keine Hilfe sondern eher der Bremser.

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