Wie funktioniert die Kurzstrecke in deutschen Städten?

Ich beschäftige mich gerade mit der Kurzstrecke in Hamburg. Die Details, die der HVV sich dazu ausgedacht hat, sind so unlogisch, dass ich Kopfschmerzen davon bekomme.

Aus purer Verzweiflung habe ich mir angesehen, wie die anderen Städte in Deutschland das machen. Erstaunlicherweise machen die das alle besser als Hamburg.

Selbst der RMV in Hessen und sogar der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (mit seinen völlig beknackten Tarifen. SchokoTicket? Bärenticket? Ticket1000? Hallo? Jemand zu Hause?) schaffen es, mit Abstrichen, in ihren riesigen Fläche eine halbwegs verständliche und, wichtig, nachvollziehbare Kurzstrecke anzubieten.

Hamburg ist die einzige Stadt in Deutschland, die das nicht schafft. Bevor ich mich freudig erregt über den HVV auslasse, hier der Überblick. So funktioniert die Kurzstrecke in Deutschland.

Berlin hat, mit großem Abstand, das verständlichste Kurzstreckenticket in Deutschland.

Die Städte sind absteigend nach Einwohnerzahl sortiert

Kurzstrecke Berlin BVG

  • kostet 1,50 €
  • bis zu drei Stationen mit U-Bahn und / oder S-Bahn
  • bis zu sechs Haltestellen mit Bus oder Straßenbahn
  • umsteigen erlaubt

Quelle: BVG.de – Tickets & Tarife – Mobil bei jeder Gelegenheit – Gelegenheitsfahrer – Fahrschein für Kurzstrecken – Kurzstreckenfahrschein

Kurzstrecke Hamburg HVV

  • kostet 1,40 €
  • es ist nicht möglich, die Kurzstrecke in Hamburg in vier Aufzählungspunkten zu erklären
  • ich schreibe einen eigenen Artikel dazu
  • der Artikel wird später hier verlinkt

Kurzstrecke München MVV

  • kostet 1,30 € oder 1,25 € mit Streifenkarte
  • bis zu vier Haltestellen
  • davon höchstens zwei mit S- oder U-Bahn

Quelle: MVV – Kurzstrecke

Kurzstrecke Köln KVB

  • kostet 1,90 € oder 1,75 € als 4er Karte
  • Einstiegshaltestelle plus 4 Haltestellen
  • gilt nicht in Nahverkehrszügen & einigen Schnellbuslinien

Quelle: 2013: Tickets & Preise als PDF auf Kölner Verkehrs-Betriebe AG

Kurzstrecke Frankfurt RMV

  • kostet 1,60 €
  • bis maximal 2000m (yep, die machen das nach Entfernung)
  • Anzahl möglicher Haltestellen variiert

Quelle: rmv.de/de/Fahrkarten/Die_richtige_Fahrkarte/Fahrkarten_im_Ueberblick/Einzelkarten/32438/Einzelfahrkarte.html

Kurzstrecke Stuttgart VVS

  • kostet 1,20 €
  • bis zur nächsten Station (= eine Station) mit S-Bahn und Züge des Nahverkehrs (DB, WEG)
  • bis zu drei Haltestellen mit Bus oder Stadtbahn
  • maximalen Fahrtentfernung 5,0 km

Quelle: KurzstreckenTicket 2016

Kurzstrecke Düsseldorf, Dortmund, Essen VRR

  • kostet 1,50 €
  • bis 3-4 Haltestellen (siehe Haltestellenaushang)
  • bis max. 1,5 Kilometer
  • bis 30 Minuten ab Entwertung
  • Umsteigen nicht erlaubt

Quelle: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr – EinzelTicket

Kurzstrecke BSAG Bremen

  • kostet 1,20 €
  • Einstiegshaltestelle plus drei Stationen
  • nur auf BSAG-Linien in den Zonen 100 und 101
  • Schnell-(S-)Linien sind ausgenommen
  • Umsteigen erlaubt

Quelle: BSAG – Tickets

Kurzstrecke Dresden DVB

  • kostet 1,25 €, nur als 4er Karte erhältlich
  • bis zur vierten Haltestelle nach Zustieg
  • bis zu 2 km Entfernung
  • Umsteigen ist nicht zugelassen

DVB | Dresdner Verkehrsbetriebe AG – Einzelfahrscheine

Kurzstrecke Leipzig LVB

  • kostet 1,60 € in Leipzig
  • bis zu vier Haltestellen auf städtischen Straßenbahn- und Buslinien
  • in Regionalbussen bis zu 4 km mit Toleranzen
  • in Nahverkehrszügen zwischen 2 benachbarten Haltestellen
  • Umsteigen nicht erlaubt

Quelle: lvl.de – Erwachsene

Weltweit

Kurzstrecke Tokyo Metro

  • kostet 160 yen, tagesaktuell sind das 1,25 €
  • gilt für 1km~6km

Quelle: Tokyo Metro | Regular Tickets

Kurzstrecke London Underground

  • Keine Ahnung. Da gibt es so viele Tarife, ich kapiere es nicht

Quelle: Tickets | Transport for London

In New York gibt es keine Kurzstrecke, da ist es ganz einfach:
Einzelfahrt 2,50 $ und bei Einzelkauf 2,75 $

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16 Gedanken zu „Wie funktioniert die Kurzstrecke in deutschen Städten?“

  1. (West)Berlinbesuch Anfang/Mitte der 80er:: Ticket kostete 2 DM, egal wie weit und wie viele Stationen, in Richtung auf das Fahrziel. Hach! (Nicht, dass man eins gekauft hätte … Aber als Hamburgerin war das eine Offenbarung!)

  2. … und dann macht es in Hamburg, wenn ich es richtig verstanden habe, auch noch einen Unterschied, ob man das Kurzstreckenticket beim Fahrer im Bus kauft oder am Automaten. Ist mir aber wurscht: Ich gehe einfach an die hübschen Maschinen, tippe mein Ziel ein, und wenn es dann heißt, das sei eine Kurzstrecke, dann freu‘ ich mich.

  3. Interessant finde ich vor allem, dass hier im Vergleich sowohl Köln als auch Düsseldorf bzw. Ruhrgebiet teurer als Hamburg sind. Kommt ja sonst eher nicht so häufig vor.

  4. Ach danke, ich hatte es im Gefühl, jetzt weiß ich es: hier in Köln bezahle ich am meisten. Es ärgert mich immer wieder. Einen plausiblen Grund dafür kann ich nicht entdecken.

  5. Es gibt in Berlin natürlich auch noch die wunderbare Busfahrer/innen-Kurzstrecke. Wenn man ein normales Ticket wünscht, er/sie daraufhin aber fragt, wohin es denn gehen soll und wortlos nur die Kurzstrecke abrechnet, wenn man nicht umsteigt. (Wahlweise: „Das Kind ist doch erst sechs, ODER?“)

  6. Mir wäre jedes undurchsichtige Kuzrstreckenticket lieber als die 1,90€dafür bei der KVB. Köln fährt sich mit den Preisen ins Abseits.
    Danke für diese Übersicht!

  7. Das sehe ich als HVV-Nutzer ganz tiefentspannt. In Anlehnung an eine alte Fußballweisheit: Kurzstrecke ist, wenn der Busfahrer das sagt. Wozu selbst den Kopf zerbrechen?
    Der Fachbegriff dafür lautet wohl Loco-Preissystem.

  8. Kleine Korrektur bei Berlin: Umsteigen nur im Falle 1 erlaubt (S/U-Bahn). Bei Bus/Straßenbahn leider nicht.

    Wenn der reguläre durchfahrende Bus – aus welchen Gründen auch immer – nicht kommt, der nächste aber nur mit Umsteigen ans Ziel führt, plötzlich der Regulärtarif AB gilt. Oder etwas Gnade des Busfahrers ;-) Im Zweifel ist da die Münchener Regelung sinnvoller / flexibler.

    @Thomas S.: Da muss ich entschieden widersprechen. Kleine Anekdore dazu: Ich bin einst in den 25er eingestiegen, Wendenstraße > Carl-Peterson-Straße. Der Busfahrer wollte bereits für die Entfernung von zwei Haltestellen den Nahbereichstarif. Zu Hause stellte ich fest, dass es eigentlich eine Kurzstrecke wäre. Ich brauchte mehrere Anläufe, bei der Hochbahn, bis sie zu der Einsicht kam, dass der Busfahrer zu viel kassiert hat.

    Hintergrund: Zur Wendenstraße gibt es insgesamt sechs Haltestellenpositionen, die aber schon so weit auseinanderliegen, dass ein Umsteigen sinnlos ist. Und dazwischen gibt es eben eine Tarifgrenze („Zahlgrenze“). Kapiert kein Mensch, nicht einmal Busfahrer.

  9. Kurzstrecken HVV bis zu 3 Stationen kosten Euro 1,70. Gebe ich bei HVV Fahrplanauskunft Hammer Kirche bis Berliner Tor ein, soll ich ein Ticket von Euro 2,20 bezahlen. Was ist das für ein Schildbürgerstreich oder besser noch „Verars…….“?

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