Ich habe mir das Programm zur Re:publica angesehen. Eine neue Erfahrung, fahre ich doch sonst immer nach dem Prinzip „hinfahren und dann mal schauen“ zu solchen Konferenzen.
Bei der Re:publica gibt es etliche Voträge/Panels/Sessions (wie auch immer das heutzutage heißt) die hohe Erwartungen wecken.
Ich liste die, die ich kenne oder von denen ich irgendwann einmal etwas gehört habe hier auf und rede mit mir selbst über deren Vortrag.
Der Mittwoch startet normal, am Donnerstag gibt es schlimm viele Vorträge (sieben Reihen gleichzeitig. Ich muss mich klonen) und der Freitag lässt die Re:publica mit weiterhin vielen, aber nicht ganz so vielen Sessions ausklingen.
Ganz oben auf meine „musst du sehen Liste“ steht Wenn Frauen bloggen:
Warum Babykotze genauso relevant ist wie das iPhone. Am Freitag um 15 Uhr im Kleinen Saal. Ein wundervoller Titel und mit dabei sind:
- Franziska Bluhm – Blog
- Birte Goldt – Mädchenblog
- Henriette Klevenow – Blog
- Anke Gröner – Homepage
- Julia Knolle – LesMads
Das kann sehr lustig werden. Stelle ich mir zumindest so vor. Blöd wird es, wenn ich als Junge da nicht zusehen darf.
Immer wieder spaßig ist eine Twitterlesung. Am Donnerstag Abend im großen Saal um 21 Uhr. Eine Twitterlesung ist lustig, ich kenne fast alle, die da mitmachen, man kann dabei prima ein Bier trinken und sich über die 140 Zeichen der anderen kaputt lachen. Die Twitterlesung wird bestimmt ein Höhepunkt der Re:publica, ich wünsche dem Team viel Erfolg.
Neben Spaß gibt es noch so nette Sessions wie Die Medienwelt im Wandel am Mittwoch um 15 Uhr im Friedrichstadtpalast. Da sitzt unter anderem Helmut Lehnert mit dabei. Den wollte ich immer schon mal live sehen. Kommt er doch auch Marburg (Nachbarschaft in der Heimat) und hat Radio Eins in Berlin zu einem sehr tollen Radio gemacht. Dazu noch Petra Müller, Peter Hogenkamp, Johnny Haeusler und Jakob Augstein. Das wird bestimmt eine dieser „wir finden Internet total toll und sehen die Möglichkeiten, aber die Verlage und Politik raffen es einfach nicht“ Runde. Immer wieder nett so etwas und das sehe ich mir an.
Empfehlenswert für alle, die ein Blog oder sonstigen Internetquatsch haben ist sicherlich die Pimp my Blog – Wie sozial Web 2.0 Angebote wirklich sind Session am Donnerstag um 16:30 in der Kalkscheune Workshop 3. Blöder Titel eigentlich, betrifft das doch nicht nur Blogs, sondern alle Webseiten.
Hier kann man kosmar aka Markus Angermeier – Experte für alles Moderne beim Internet zusehen. Allein das Laptop von kosmar ist ein Blick wert, man trifft selten jemanden, der es schafft ein MacBook mit 3497 gleichzeitig geöffneten Programmen noch am laufen zu halten. Zusammen mit Tomas Caspers gibt es 60 Minuten tolle Tuningtipps für euer Blog von unseren Experten. Das kann nur gut werden.
Mein absoluter Geheimtipp für die Re:publica ist: 4chan – The Dark Heart of the Internet — how, and why it works. Am Mittwoch um 16:30 im Friedrichstadtpalast.
Vorweg: Wenn ihr auf Arbeit seid, ruft auf keinen Fall 4chan vom Arbeitsplatz auf. Echt nicht. Die Seite bietet fristlose Kündingungsgründe im Hunderterpack Tausenderpack. Macht das von zu Hause aus.
In der 4chan Session geht es um sogenannte Memes.
In this talk, we’ll explore how 4chan’s unique environment fosters the continued creation of internet phenomena, commonly referred to as „memes,“ and how these memes eventually propagate and spread to the far reaches of the ‚Net. 4chan is responsible for spawning dozens of popular memes, most notably, LOLcats and „Rickrolling.“
Das kann nur lustig werden. 4chan ist eines der größten Foren der Welt, wahrscheinlich das Größte überhaupt. Die haben so viel Traffic, da kann das deutsche Internet größtenteils nach Hause gehen. Als selbsternannter Experte für Katzenbilder im Internet freue ich mich natürlich, jemanden von der „Geburtststätte“ der Lolcats zu treffen/hören. Rein theoretisch kann jemand von 4chan 24 Stunden am Stück über Stuss und Wahnsinn des Internets reden. Warum hier nur 30 Minuten angesetzt sind – ich weiß es nicht, aber ich bin sehr gespannt darauf. Vielleicht lasse ich mir sogar ein Foto von meiner Katze signieren.
Nach dem Spaß dann weiter mit etwas sinnvollen: Internet und Ethik In was für einer digitalen Gesellschaft wollen wir leben? am Donnerstag um 14 Uhr im großen Saal der Kalkscheune. Eine der wenigen Session mit mehr als einer Zeile Beschreibungstext: Peter Glaser macht den Anfang. Er stellt seine Ideen und Gedanken zur Frage vor: In was für einer digitalen Gesellschaft wollen wir leben? Wir alle merken, dass sich unsere Kommunikationskultur verändert. …
Kann spannend werden, vielleicht auch nicht, auf jeden Fall habe ich es mal versucht.
Schlimm traurig wird die Session Datenschutz: Aktueller Stand in Deutschland von Peter Schaar am Donnerstag um 10 Uhr im Friedrichstadtpalast. Danach keimt in mir bestimmt der Wunsch auf, Deutschland zu verlassen. Könnte sehr interessant werden. Der Vortrag hat das Problem, dass er bereits um 10 Uhr los geht. Erfahrungsgemäß sind die Leute, die überhaupt wissen, dass es Datenschutz gibt, um 10 Uhr noch im geistigen Tiefschlaf. Ich werde mir Mühe geben und mir das ansehen. Beruflich ärgere ich mich manchmal über diese Pest Namens Datenschutz, als Privatperson fasse ich mir an den Kopf, wie manche Unternehmen mit Daten umgehen.
Zum Schluss dann der Klassiker:
Blogs in Deutschland
Blogs sind tot? Blogs werden Mainstream in Deutschland! Wir diskutieren über große Ereignisse der letzten Monate, die mediale Aufmerksamkeit über die Blogosphäre hinaus bekommen haben.
Was ist der aktuelle Status der Blogosphäre in Deutschland? Und welche Trends sind erkennbar?
Am Mittwoch um 11:50 Uhr im Friedrichstadtpalast mit Sascha Pallenberg, Stefan Niggemeier, Markus Beckedahl und Robert Basic. Eine streitbare Gruppe, die aber alle für Blogs stehen.
Ich sage auch, dass Blogs nicht tot sind. Es gibt so viele, unfassbar viele Blog, die sind noch lange nicht tot. Seitdem ich weiß, dass ich Vater werde, lese ich hunderte Muttiblogs und es ist unfassbar, was da los ist. Was tot ist, ist die sogennante Blogosphäre. Wer nur die üblichen verdächtigen aus den deutschen Blogcharts liest verpasst unfassbar viel und bleibt in der mit sich selbst beschäftigten Blogosphäre. Wobei das Wort Blogosphäre auch tot ist. Die Session kann spannend werden, es kann aber auch sein, dass alle sagen Blogs sind toll und die Session ist zu Ende. Mal sehen.
Große Aufmerksamkeit düfte der Session Zukunft der Pornographie am Freitag um 16 Uhr im blauen Saal in der Kalkscheune zukommen.
Anhand von Filmbeispielen moechte ich die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Pornographie ausschnittsweise beleuchten … Aliens! Schwerelosigkeit! Dildofoermige Raumschiffe! Seit dem sogenannten goldenen Zeitalter der Pornografie beschaeftigen sich diese Filme zunehmend mit futuristischen Themen. … Wir werden uns ausschnitthaft ansehen, welche Zukunftsvisionen der Pornofilm in der Vergangenheit hatte und welche er heute artikuliert.
Das kann ja heiter werden. Twitter wird glühen. Da wird geflickrt bis der Arzt kommt und wir alle können uns unsere Blogs aus Google Adsense rausschiessen wenn wir über eine Pornosession berichten. Ein großer Spaß, aber das Stichwort „Dildoförmige Raumschiffe“ finde ich gut, ich schaue mir das mal an.
Und und und.
Das Programm ist pickepacke voll mit spannenden Themen. Noch nicht erwähnt habe ich die Sessions:
- Bloggen & Recht Do’s und Don’ts beim Bloggen aus rechtlicher Sicht
- China 2.0
- Clients der Zukunft und das Microsoft-freie Büro
- Come play with me – Spielarten des Videojournalismus im Web
Das sind alles Sessions, bei denen ich etwas lernen werde. Sessions mit Themen, die ich nicht auf dem täglichen Radar habe. Internet in China ist jedesmal wieder vollkommen faszinierend. Videospielarten im Netz bieten zur Zeit wundervolle Experimente und Erfahrungen, da passiert sehr viel und ändert das Sehverhalten der Kiddies. Bloggen und Recht ist eine neverending Story und ein microsoft freies Büro wird es meiner Meinung nach vorerst nicht geben, aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.
Soweit zum Programm – ich lasse mich jetzt klonen um das alles irgendwie zu schaffen.
Hm. Ich hatte sowas ja schon befürchtet: Schlafkur vorher ist nicht mehr zu schaffen. Hinterher scheint sowas ja ohnehin noch sinnvoller zu sein.
Danke für die Tipps
– aber nicht unerwähnt bleiben sollte die re:publica-Party am 1. Abend in der Kalkscheune mit “Schwule Mädchen Soundsystem” aka Fettes Brot: http://www.lastfm.de/event/998754