In diesem langen Artikel beschreibe ich, wie sie nach aktueller (2.12.10) Kenntnislage ihre Inhalte im Internet mit einer Alterkennung versehen und so mit minimalen Einsatz von Zeit und Geld maximale Rechtssicherheit erreichen. Des weiteren dokumentiere ich meine Kritik an der genutzten Technik und dem Anspruch des JMStV.
In all der Aufregung um den JMStV der letzten Tage (siehe die chronologische Linksammlung) fehlt mir ein wichtiges Detail: Das Jugendschutz-Label und eine Anleitung, wie ich meine Inhalte im Internet mit einer Alterskennung versehen kann.
Das war auch eine Motivation für meinen Vortrag JMStV – mit minimalen Einsatz von Zeit und Geld maximale Rechtssicherheit auf dem Barcamp Hamburg.
Wie kann ich meine Inhalte im Internet mit einer Alterkennung versehen?
Bislang kannte ich nur die Ankündigung der FSM, dass es Anfang 2011 einen dynamischen Online-Fragebogen geben werde, der abschliessend eine Altersangabe angibt.
Wie man diese Altersangabe in die eigene Webseite einbaut?
Dazu sagt die FSM: Derzeit ist neben unterschiedlichen Meta-Tag-Lösungen auch ein Weg über eine externe Datei angedacht.
Seit heute weiß ich eine Antwort auf die oben gestellte Frage.
In den Kommentaren des auf Rivva oft zitierten Artikel auf t3n zum JMStV schrieb ein Nutzer Namens ssb etwas über eine age.xml Datei und erwähnte einige Details, die ich, trotz der vielen Stunden Recherche zu meinem Vortrag, so nicht kannte. Ich fragte per Kommentar nach und bekam heute eine Antwort.
@pop64
Das sich abzeichnende Label-System funktioniert folgendermaßen: Bei kleinen Seiten, zumal welche mit Inhalten einer Altersklasse, reicht eine einfache und auch für Laien zu erstellende age-de.xml–Datei, die im Server-Root abgelegt wird. Wenn die age-de.xml über das Klassifizierungssystem der anerkannten Selbstkontrollen erstellt wurde, gibt es sogar eine rechtliche Privilegierung (vergl. § 24 JMStV-E).
Auszug. Quelle: Kommentar bei t3n.
Vielen Dank für die Antwort.
Auch wenn ich das Jugendschutzlabel-System gleich komplett auseinander nehme. Ich bin Ihnen für die Antwort auf diese Frage sehr dankbar. Das ist nichts persönliches. Im Gegenteil, wir können uns gerne mal auf ein Bier treffen.
Für die Eiligen – hier die Antwort auf die Frage:
Wie kann ich meine Inhalte im Internet mit einer Alterkennung versehen und so mit minimalen Einsatz von Zeit und Geld maximale Rechtssicherheit erreichen?
1. Es wird nächstes Jahr einen dynamischen Online-Fragebogen bei der FSM geben. Dort beantworten Sie Fragen zu Ihren Inhalten nach Sex, Drogen, Gewalt und anderen Reizthemen.
2. Nach Abschluss dieses Fragebogens bekommen Sie eine Altersangabe, z.B. ab 18 Jahre, da sie möglicherweise über das Sexualleben von heroinabhängigen Jugendlichen aus der Streetfighterszene schreiben.
3. Soweit ich das verstehe erhalten sie diese Altersangabe in Form einer Datei mit Namen: age-de.xml.
4. Das ist alles kostenlos, selbstverständlich, keine Mitgliedschaft bei FSM erforderlich.
5. Diese Datei müssen sie dann im Webroot ablegen. Fragen sie Google, wenn sie nicht wissen was das ist.
6. Sobald diese Datei im Webroot online ist, ist die Webseite mit einer Altersangabe versehen.
7. Die oft genannte alternative Altersangabe via Metatag setzt eine age-de.xml Datei im Webroot voraus!
8. Wenn die Datei im Webroot liegt, kann die (noch nicht existierende, bzw. qualifizierte Filtersoftware auf den Computern der Kinder, Schulen und Arbeitsplätze) erkennen, ob die Webseite (gemäß Alterskriterien) erlaubt ist oder nicht.
9. Wenn es die age-de.xml Datei nicht gibt muss man davon ausgehen, dass die Webseite auf einem Computer mit Filtersoftware nicht angezeigt wird.
10. Egal welche Alterskennzeichnung man abschliessend erhält und einbaut, man ist auch mit einer falschen Alterskennzeichnung (ab 12 statt ab 18 Jahre) lt. § 24 JMStV-E angeblich raus aus der Ordnungswidrigkeit.
Sie veröffentlichen Inhalte im Internet (Blog, Twitter, Unternehmenswebseite) und verstehen diese Anleitung in zehn Schritten nicht?
Keine Angst, damit sind sie nicht alleine.
Machen Sie sich nichts vor. Nur ein winziger Bruchteil der Millionen Menschen, die Inhalte im Internet veröffentlichen, besitzt das nötige Wissen und kann eine xml-Datei in den Webroot des eigenen Inhalte-Dings im Internet kopieren.
Die komplette Dokumentation zur Alterskennzeichnung mit age-de.xml hat handliche 48 DIN-A4 Seiten und überfordert inhaltlich so ziemlich alle meine digitalen Bekannten.
Unter Web 2.0 verstand ich bislang immer, hochkomplizierte Prozesse so aufzubereiten, dass der Nutzer sie auch versteht und Lust hat weiter zu machen. Die Dokumentation des jugendschutzlabels ist das absolute Gegenteil von Web 2.0.
Der Großteil der bisher geführten Diskussion zum JMStV auf anderen Webseiten zu diesem Thema bezieht sich auf die Frage, ob Inhalte überhaupt angezeigt werden, nicht auf die Frage der technischen Umsetzung.
Mich schreckt am oben gezeigten Prozess etwas ganz anderes ab. Da es aber leider etwas komplizierter ist, passt es nicht in die Liste.
Im oben erwähnten Kommentar findet sich ein Link zur Definition des technischen Labels zur Altersklassifizierung in Telemedien.
Ich muss einfach groß zitieren:
Beteiligt waren u.a.:
Freiwillige Selbstkontrollen fsm, USK, FSK, FSF
Kommission für Jugendmedienschutz (KJM)
öffentl.-rechtl. Rundfunk (ARD, ZDF, Deutschlandradio)
Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden (OLJB)
Vertreter der Politik (Bund, Länder)
Vertreter von Verbänden (u.a. BitKom, eco, VPRT)
Vertreter von Unternehmen
Anbieter von JugendschutzprogrammenDas Ergebnis ist ein abgestimmter Vorschlag der AG Technik für ein Jugendschutz-Label basierend auf einer age-de.xml-Datei. Das Label beschreibt, wie Websites und andere Telemedien nach der Altersklassifizierung technisch mit den Altersstufen 0, 6, 12, 16, 18 gekennzeichnet werden. Im Ergebnis sollen Jugendschutzprogramme diese Kennzeichnung auslesen und auf dieser Basis eine Filterentscheidung für minderjährige Nutzer passend zu ihrer Altersgruppe treffen können.
Quelle: Label-Format für Altersklassifizierung
Übersetzt heisst das:
Sehr viele Interessen haben sich etwas ausgedacht, bei dem jetzt DIE GESAMTE WELT mitmachen muss.
Warum?
Fangen wir mit der age-de.xml Datei an.
Einfaches Beispiel:
Kein einziger Nutzer eines der Milliarden WordPress-Blogs kann eine age-de.xml Datei in den Webroot legen. Keines der hundert anderen Blogsysteme dieser Welt kann das. In der Regel kann man auch nicht einfach die Metatags ändern, das erfordert ein gewisses Grundwissen und vor allem auch die Funktionalität, dies zu ändern.
Jedes Blogsystem, jedes Microblogging-Tool und jeder Webservice, der es ermöglicht eigene Inhalte zu veröffentlichen, muss auf Wunsch seiner deutschen Nutzern eine age-de.xml hochladen UND es ermöglichen, für jedes Blog, bzw. optional für jede Seite in diesem Blog/wasauchimmer ein Metatag mit Alterskennzeichnung einzugeben.
Darüber darf ich gar nicht nachdenken, das ist schon ein wenig nationales Fremdschämen. Man muss aber darüber nachdenken, falls man dort Inhalte anbietet, die nicht ab 18 Jahre sind und langfristig auf Schulcomputern mit Filtersoftware weiterhin angezeigt werden sollen.
Da fragt sich der Amerikaner zu Recht, was sich die Deutschen da schon wieder als Einzige auf der Welt ausgedacht haben.
Bei „Millionen Website-Betreibern“, die dies von WordPress fordern werden, dürfte das wohl keine Schwierigkeit sein … Die WP-Entwickler dazu zu bringen, sollte bei der „deutschen Nutzermacht“ keine große Hürde sein.
Quelle: Kommentar auf t3n
Ich bin also nicht der Einzige der so denkt. Wir (die Deutschen) verlangen einfach vom Rest der Welt unsere age-de.xml Alterskennzeichnung technisch umzusetzen?
Die Entwickler bei Twitter, Foursquare, Tumblr, Posterous, Flickr, YouTube, Blogspot, WordPress, antville, Myspace, Facebook, Livejournal, Friendfeed, Typepad, blogs.com etc. haben sicherlich besseres zu tun als das.
Das ist aber noch nicht alles.
Im Definitions-Dokument des Label-Formates (pdf) finden sich weitere Highlights.
Man kann als Alternative die Alterskennung auch im http-header übertragen.
Das kommentiere ist gar nicht weiter, das lasse ich einfach mal so stehen. Papa, ich erkläre dir das irgendwann einmal. Auf so eine Methode muss man in Zeiten des User Generated Content auch erstmal kommen.
Komisch ist auch die bereits erwähnte Variante der Alterskennzeichnung mit einem Metatag.
Dazu muss man in der age-de.xml (wie erwähnt, es muss diese Datei geben) ein < htmlmeta >true< /htmlmeta > setzen und kann dann folgendes nutzen:
< meta name=ʺstelle‐meta‐labelʺ content=ʺ age=16 info=fqdn/age‐de.xml v=1.0 kind=sl area=*.site.de/games protocol=allʺ / >
Abgesehen davon, man als Protokoll FTP angeben kann (warum das?), wieso sollte man das überhaupt machen? Wenn es diese age-de.xml Datei gibt, warum mache ich das doppelt und klöppel mir auf jede Seite ein Metatag mehr in den Source?
Spannend wird es ab Seite 32 im Dokument. Einbindung von Videos, Filmtrailern, Scripten und sonstigem, modernen Kram. Das, was unser geliebtes Internet eigentlich ausmacht, wird dort als B2B behandelt. Das wiederum zeugt von Kenntnis der aktuellen Situation am Markt und ist nicht ironisch gemeint.
Aber retten kann das die age-de.xml auch nicht.
Mein Fazit:
Meiner Meinung nach ist das aktuelle Konzept für den B2B-Teil im deutschen Internet gedacht. Die Telekom, Ebay, Amazon, VZ-Gruppe, Cinemaxx, deutsche Fernsehsender und Nachrichtenwebseiten machen da bestimmt gerne und ohne Probleme mit und es wird auch funktionieren. Aber das Volk, also die Nutzer und die Millionen Menschen, die eigene Inhalte in ihr eigenes Internetz stellen, können und werden da nicht mitmachen. Ein Konzept aus der Zeit als man noch FTP benötigte um irgendetwas in das Internet zu stellen. Zu kompliziert. Zu aufwändig. Unrealistisch. Am Markt vorbei.
Ab hier lesen sie meine persönliche Meinung.
Der JMStV und die Alterskennung für Online-Inhalte muss meiner Meinung nach in die Mülltonne. Weg damit. Nicht mit einer neuen Version ankommen. Der JMStV soll für den Online-Bereich einfach weg.
Die Verantwortung, was Kinder und Jugendliche sehen dürfen und sollen, liegt bei den Erziehungsberechtigten. Warum die Entscheidung, was gezeigt wird und was nicht, vom Anbieter und nicht von den Erziehungsberechtigten getroffen wird und werden soll, ist mir unklar.
Die Geschichte des Jugendschutzes und der damit einhergehenden Indizierungen (Google fragen) ist erfüllt mit sehr zweifelhaften Entscheidungen. Auf Nachfrage kann ich dazu etwas liefern, aber nicht im Blog, das wäre eine Vorlage für die KJM.
Der Jugendschutz verhindert bereits jetzt, dass ich gute Filme nicht im TV sehen kann, Spiele und Software nicht online kaufen und nutzen kann. Preisgekrönte Software, Millionenseller, Meisterwerke der Videospielkultur bleiben mir versagt oder nur mit Klimmzügen zu erreichen. Für versierte Jugendliche ist das alles trotzdem nur einen Klick entfernt.
Ich hoffe, dass die Zuständigkeiten, die bislang den Rundfunk, die Werbung, das Fernsehen, die Kinofilme und die Videospiele überprüfen, einstufen und die Zugänglichkeit steuern, im Internet scheitern und die Entscheidung in Zukunft wieder dem Benutzern obliegt.
Daher, noch einmal.
Ich bin dafür, den JMStV für Online (Telemedien) komplett abzuschaffen.
Ich freue mich über Feedback und ich bin Kritikfähig.
Nachtrag: Einige technische Details lasse ich bewusst aus.
FQDN. Wer weiss das schon? Eben. Niemand. Wer mehr wissen will, muss die Doku bemühen. Die politische Vorgabe, bzw. der Wunsch der Politik, das Internet mit einer Alterskennzeichnung zu versehen, ist und bleibt völliger Stuss. Die hier besprochene Technik ist an sich nicht schlecht, verstehen sie das nicht falsch. Das ist, im Gegensatz zu den politischen Entscheidungsprozessen, normales, solides Handwerk.
Ich frage ich ja immer, wie viele Computer überhaupt eine entsprechende Filtersoftware laufen lassen. Wenn nur ein Bruchteil der Rechner eine Software hat, ist die Lösung per xml-Datei ja auch wenig zielführend. Muss man dann zusätzlich noch ein badge im header anzeigen (statt „beta“ dann „ab 18“), um auch die User zu warnen, die keine Software haben? Oder lässt die Bundesregierung das bei Google, Apple, Microsoft und den anderen Browserproduzenten eine Implementierung durchdrücken?
Danke, großartig. Ich arbeite vorerst noch mit einem visuellen „ab 18“-Stempel. Die einheitliche age-de.xml hätte natürlich den Vorteil, daß die Jugendlichen leichter und schneller als bisher (wo jeder sich seinen eigenen Code zusammenbastelt oder gar nix macht), nämlich über entsprechende technische Lösungen, die für sie angeblich nicht geeigneten Inhalte ausfindig machen könnten. Sie werden es dem JMStV zu danken wissen.
Wenn ich es richtig verstehe, kann ich auf eine Kennzeichnung gänzlich verzichten wenn ich meinen Content als geeignet für <12 Jahre einschätze – richtig? Wie hoch ist die Hürde dafür?
Sehe ich es richtig, dass es „nur“ eine Ordnungswidrigkeit ist, das nicht zu machen? Also ist es im Zweifel auch nicht all zu teuer, diesen Quatsch nicht mitzumachen?
@Nein. Falsch. Ich beziehe mich nur auf eine falsche Altersangabe! Wie erwähnt, ein Ab12 Label anstatt eines erforderlichen Ab16 Label. Bezüglich ‚ic habe gar kein Label‘ kann ich keine Aussage treffen. Ich weiß es schlicht nicht.
Ich seh’s schon kommen: Obwohl einem völlig egal ist, wenn man nicht mehr auf Rechnern mit Filter erscheint baut man sich dann mal so eine age-de, weil’s so schön leicht ist und die man evtl. sogar überhaupt nicht braucht, weil man nur über plüschhäschen schreibt. wenn dann doch mal was nicht stimmt, weil das gesetz nicht nur zweideutig ist und abmahnanwälte viel zeit haben, wird einem dann sicher ein strick daraus gedreht, dass man eine age-de auf dem server hatte.
Nein, wenn die Datei nicht gefunden wird, ist die Webseite nicht kennzeichnungspflichtig, also (nach §5 JMStV) nicht entwicklungsbeeinträchtigend, und deswegen auch mit Filterprogramm anzuzeigen!
Was für ein Unsinn. Mit einem Meta-Tag könnte man ja in den meisten Fällen noch leben. Für WordPress käme schnell ein Plugin und bei anderen Oberflächen, z.B. Tumblr, kann man sich das mal schnell ins Template kleben. Aber die Auswertung des Meta-Tags an eine Datei im Root zu binden, die entweder nicht abgelegt werden kann oder die dann für alle Seiten gilt ist schlicht absurd.
Zur Filtersoftware: Natürlich wird sich das kaum jemand installieren. Außer vielleicht die Sekretärin-Mutter deiner Wahl, die, besorgt durch Tatort Internet, schnell die heimischen Rechner versorgen lässt. Nur fünf Minuten später wird der Nachwuchs den Proxy oder die Firewall wieder abgeschaltet haben. Oder einfach den noch leichteren Weg nehmen, und mittels Smartphone das Zeug aufrufen. Oder Playstation. Oder iPod Touch.
Es ist eine Schande, dass Politiker nicht einmal eine Idee davon haben, wie weit ihre Ideen von der Realität überholt wurden. Vor 10-15 Jahren hätte sowas ja noch funktioniert (Internet = AOL), aber heute, inmitten unzähliger mobiler Internetgeräte, für die es die Filtersoftware niemals geben wird und wo der Content von Millionen dezentraler Anbieter stammt?
Vielen Dank für den tollen Artikel!
Im Prinzip sehe ich das ganz genau so: die Erziehungsberechtigten (und auch die Lehrer) haben den Kindern vorzugeben, was sie sich im Internet anschauen dürfen und was nicht. Aber genau hier ist doch leider das Problem: Die Kinder sind versierter im Umgang mit der Technik und können sich quasi aus allen Beschränkungen „heraushacken“.
Dann kommt natürlich das Argument der Erziehung. Klar, sowohl die Schulen (meinetwegen auch schon Kindergärten) als auch die Eltern müssen ihren Kindern die richtige Medienkompetenz beibringen. Dummerweise ist dies aus diversen Gründen nicht möglich.
Beispiele:
– Die Eltern und Lehrer haben selbst keine Medienkompetenz.
– Die Eltern sind beruflich so sehr eingespannt, sodass das Kind links liegen bleibt.
– Die Eltern interessieren sich einfach nicht für ihr Kind.
– Die Eltern interessieren sich nicht für die Technik.
Jetzt kann man sagen: „OK, diese Fälle gibt es, sind aber doch nur Extrem- und Einzelfälle.“ Meiner Meinung nach sind es eben keine Einzelfälle. Und selbst wenn! Genau diese Einzelfälle sind es dann doch, die die größte Aufmerksamkeit in den Medien findet und sich Politik dazu genötigt fühlen lässt, durch sinnlosen Aktionismus möglichst schnell, aber leider auf die völlig falsche Art und Weise, etwas zu ändern.
Lange Rede, kurzer Sinn… Ich kann das Verlangen der Politik nach einer schnellen Lösung verstehen. Aber das ist einfach der falsche Weg. Sie sollten lieber ganz intensiv an Aufklärungs-, Hilfs-, und Betreuungsprogrammen arbeiten. Lehrer und Eltern müssen lernen, wie man mit der Technik umgeht und wie man die Kinder vernünftig an die Technik heranführen kann. Das dauert dann zwar sehr lange bis die gewünschte Wirkung einsetzt, aber ein anderer Weg ist doch einfach nicht gangbar.
Achja, die Politiker sollte man in diesen Programmen natürlich in die erste Reihe setzen…
Der derzeitige Stand der Dinge ist doch der, dass nicht jeder seine Inhalte kennzeichnen muss. Der JMStV wird wohl nur einen sehr kleinen Teil der Blogger und anderen Internetbeschreibern betreffen. In erster Linie sind gewerbliche Inhalteanbieter betroffen, vor allem was die Abmahnung angeht. Hier wird einmal Panik verbreitet wo keine angesagt ist.
Das spiegelt sich auch in der Frage warum FTP als Protokoll vorgesehen ist. Was nützt es mir eine Webseite (HTTP) zu sperren, wenn ein Link auf einen FTP-Server alle Inhalte trotzdem ausliefert?
Genauso wäre eine fehlende age-de.xml natürlich ein Segen für alle die, die ihre illegalen Inhalte dennoch ausliefern wollen. Eine fehlende age-de.xml bedeutet ja nicht das ich als erwachsener und mündiger Bürger kein Internet mehr habe. Außerdem wäre es möglich die Filtersoftware auch auf andere Standards zu erweitern. Denn man kann den Spieß auch umdrehen: Warum soll Deutschland sich ein z.B. amerikanisches Alters-Label an die Hacken pappen?
Ansonsten kann ich mich dem Artikel anschließen. Wozu ein neues Label erfinden wenn es bereits ein existierendes gibt? ICRA wird zwar offiziell nicht mehr unterstützt, hat sich aber als Quasi-Standard durchgesetzt. Interessant ist dabei, dass es bereits einige Filterprogramme gibt die die ICRA-Metatags auswerten und anhand dieser Webseiten filtern.
Das steht natürlich im Widerspruch zu dem was ich oben geschrieben habe. Demzufolge sollte man sich also zusammensetzen und zumindest ein europäisches Label entwerfen. Dieses würde dann aber wahrscheinlich von den Amerikanern wieder nicht unterstützt werden, was ein Internationales Label erforderlich machen würde. Also wären Organisationen wie z.B. die ICANN oder das W3C gefragt.
Diese scheinen sich aber um den Jugendschutz keinerlei Gedanken zu machen.
Aber mal eine Gegenfrage: Wie soll man ansonsten den Jugendschutz effektiv umsetzen? PC nur wenn Mama und/oder Papa dabei sind? Undurchführbar.
Eine Filtersoftware die man ggf. auch im DSL-Modem/Router installieren kann (z.B. Fritz-Box)? Wenn ja, anhand welcher Kriterien soll gefiltert werden und wie soll die Technik dazu aussehen? Redaktionell gepflegte Filterlisten? Oder doch lieber automatische Content-Filterung?
Oder sollten die ISPs dazu verdonnert werden sich um den Jugendschutz zu kümmern indem sie z.B. dazu verpflichtet werden einen Kinder- und Jugendzugang anzubieten?
Kritik hagelt es dieser Tage viel, Alternativen sind irgendwie (mal wieder) Mangelware.
[quote]Die Verantwortung, was Kinder und Jugendliche sehen dürfen und sollen, liegt bei den Erziehungsberechtigten. Warum die Entscheidung, was gezeigt wird und was nicht, vom Anbieter und nicht von den Erziehungsberechtigten getroffen wird und werden soll, ist mir unklar. [/quote]
Den Satz bitte groß und recht deutlich schreiben. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Ich als Elternteil entscheide was meine Sprößlinge sehen sollen – kein Staat und auch kein Nachbar hat sich da rein zu hängen. Wenn ich meine das Bambie für einen 14 Jährigen „Entwicklungsschädigend“ sein kann, ist das meine Entscheidung.
bis denne
rebel
Die Hersteller werden die PCs schon mit installierter Filtersoftware ausliefern. Natürlich auf „unter 18“ voreingestellt. Wer mittelfristig vom Nutzer gelesen werden will, muss eine Kennzeichnung haben, sonst bleibt der Bildschirm dunkel.
@Tim
Eben. Es kann so kommen.
@rebel
Danke für diue Zustimmung
@Ralf
Ich verbreite keine Panik, lies doch nochmal. Mir geht es nur und ausschliesslich um den minimalen Aufwand für maximale Rechtssicherheit. Mehr nicht.
@Christian K.
Danke. Die Jugend wird immer mehr Ahnung von ihren Dingen haben als wir.
@Oliver
Ja, zu Zeiten von AOL hätte das geklappt.
@Lutz Donerhacke
Das kann sein, spielt aber für mich keine Rolle. Wie gesagt. Mir geht es nur und ausschliesslich um den minimalen Aufwand für maximale Rechtssicherheit. Mehr nicht.
@svensonsan: Du schreibst das Webseiten ohne Alterskennzeichnung nicht mehr angezeigt werden. Und du schreibst es so, als wenn es in Stein gemeisselter Fakt wäre.
Fakt ist allerdings: Es gibt bislang noch gar keine Filtersoftware. Daher kann man noch gar nichts darüber aussagen was und wie die Filtersoftware aussortiert.
Zudem schreibst du das es für die meisten Blogger unmöglich wäre eine entsprechende age-de.xml zu ertsellen.
Zitat: „Kein einziger Nutzer eines der Milliarden WordPress-Blogs kann eine age-de.xml Datei in den Webroot legen.
Meinst du mit den „Milliarden“ die bei wordpress.com gehosteten Blogs? Das sind derzeit ca. 10 Millionen Blogs. Die Anzahl der deutschsprachigen Blogs dürfte unter 1 Million liegen. Von denen wird sich aber kein einziges über eine Altersangabe Gedanken machen müssen, denn die liegen nicht auf einen deutschen Server. Und selbst wenn, wie schnell ist ein entsprechendes Plugin geschrieben und auch für wordpress.com verfügbar? Binnen Stunden? Wahrscheinlich.
Oder meinst du mit „Milliarden“ alle WordPress-Blogs insgesamt? Wie gesagt, via Plugin wäre das Problem binnen Stunden gelöst. Wenn man ein WordPress-Blog installieren kann, sollte man auch eine age-de.xml im Webroot ablegen können. Ich sehe da keine Probleme.
Dabei ist es nicht einmal nötig das eine Datei tatsächlich (physikalisch) im Webroot liegt. Man kann dem anfragenden Programm ohne Probleme vorgaukeln das die Datei dort liegen würde. Zudem ist der Webroot von „abc.wordpress.com“ nicht „wordpress.com“, sondern eben „abc.wordpress.com“. Wo liegt da das technische Problem? Hier sind die Hoster gefragt. Aber was soll man von einem Billig- oder Gratis-Hoster auch erwarten? Das sind die Nachteile die man in Kauf nehmen muss wenn man kein Geld ausgeben will.
Doch, du verbreitest Panik. Und zwar indem du etwas technisches Halbwissen mit vielen Vermutungen und Unwahrheiten vermischt und dieses Gemenge als unausweichbare Zukunft hin stellst.
Ja, es mag sein das die Filtersoftware Webseiten ohne age-de.xml ausfiltert. So what? Sie tut dies an Schulen und Kindergärten. Finger hoch, wessen Leserschaft rekrutiert sich hauptsächlich (!!) aus Schülern und Kindergartenkinder die während der Schulzeit auf die Website kommen?
Richtig. Die Anzahl der Zugriffe von Schulen tendiert irgendwo gegen Null. Es betrifft lediglich eine wirklich kleine Anzahl an spezialisierten Webseiten.
Aber wer sagt denn das die Schulen ausgerechnet DIESE eine Filtersoftware einsetzen werden? Schulen haben natürlich eine gewisse Entscheidungsfreiheit. Und wenn diese Filtersoftware Mist ist, weil sie z.B. die Recherche über Google verhindert, dann wird eine andere Filtersoftware eingesetzt. Wahrscheinlich wird sich aber auch rein gar nichts ändern, denn viele Schulen setzen bereits Filter ein die das gröbste aussortieren. Eine (zusätzliche) Integration einer neuen Filtersoftware dürfte aufgrund von chronischen Geldmangel derart unwahrscheinlich sein, dass man die Anwender der Filtersoftware wahrscheinlich wie die Stecknadel im Heuhaufen suchen muss.
Die technischen Regeln sind vielleicht Mist. Mag sein. Aber was solls? Es gibt viele technische Regeln die absolut unbrauchbarer Mist sind. Die wendet auch niemand an, eben weil sie Mist sind.
Manche werden auch deswegen nicht angewendet, weil sie nahezu unbekannt sind. Wer von den werten Lesern hier verwendet denn z.B. ein ICRA-Label anhand dessen fast alle amerikanischen Schulen Webseiten filtern. Niemand? Ok. Und? Irgendwelche Nachteile erfahren? Nicht? Ok.
Wo ist jetzt der Grund zur Panik? Es gibt (noch) kein Gesetz. Es gibt (noch) kein offizielles Label. Funktionieredne Filtersoftware wird es wahrscheinlich erst in 1-1,5 Jahren geben. Deren Anwendung dürfte aufgrund chronischen Geldmangels eher in den Sternen stehen.
Man kann ja gerne über die Mängel diskutieren, sollte sich Aussagen wie die oben zitierte jedoch möglichst verkneifen. Denn die sind: Mist.
@ Ralf: Die Polemik gegen die Nachteile von Gratishostern ist so realitätsfern, wie das Jugendschutzlabel. Es ist doch gerade eine der prägenden Eigenschaften des derzeitigen Webs daß auch User ohne technische Kenntnisse und finanzellen Aufwand in der Lage sind über solche Dienste ihre Inhalte zu veröffenlichen und zu diskutieren(schon mal von web 2.0 gehört). Sicher wäre alles übersichtlicher und die Verantwortlichkeiten klarer, wenn nur Menschen, die einen selbst eingerichteten Debian-Server zu Hause am Netz haben Bloggen würden, aber so ist es nun mal nicht mehr und das ist auch sinnvoll so.
Eine sogenannte „Lösung“ für das „Jugendschutzproblem“ muss mit dieser Realität rechnen und dieser Artikel zeigt recht gut, dass die derzeitige es nicht schafft.
Natürlich werden wahrscheinlich von den Bloggern und Bloglesern, die hier kommentieren kaum Veröffentlichungen für Schulkinder und Jugendliche gedacht sein, daher überlegen viele ja auch, einfach alles auf über 18 zu setzen um eventuellen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, aber aufgrund der niedrigen technischen Einstiegshürde im sog. „Web 2.0“ sind eben auch Jugendliche und Kinder längst nicht mehr nur passive Rezipienten, sondern aktive Mitgestalter. An diese ist in der ganzen Angelegenheit kein Gedanke verschwendet worden, obwohl gerade das eigene aktive Nutzen dieses Mediums erst zu der von allen gewünschten Medienkompetenz führt.
@Knut: Beim Thema Gratiswebhostern kannst du gerne das Wort Altersangabe durch Impressumspflicht ersetzen. Letzten Endes wird der Hoster in Verantwortung gezogen, denn alleine in seiner Macht steht es welche Inhalte auf dem entsprechenden Server veröffentlicht werden und welche nicht.
Nicht umsonst ist es bereits jetzt, zumindest was deutsche Hoster angeht, verboten dort jugendgefährdende Schriften zu veröffentlichen.
Bei den Bloghostern musst du ohnehin generell unterscheiden. Einmal zwischen den nationalen, sprich in Deutschland ansässigen, und den internationalen Bloghostern. Die internationalen wird es wohl kaum kümmern. Ansonsten müssten sie auch für jede andere Nationalität entsprechende Vorschriften beachten.
Bei den deutschen Bloghostern dürfte es wohl so sein, dass diese versuchen die Verantwortung auf die User abzuschieben. Das wäre aber nur dann machbar, wenn die User ihre Inhalte kennzeichnen können.
In beiden Fällen reden wir aber über eine sehr unwahrscheinliche Situation. Denn in der Regel veröffentlicht man auf den meisten Web2.0-Plattformen sehr anonym.
Was haben die Nutzer solcher Gratis- und Web2.0-Dienste also zu befürchten? Ordnungsgelder wohl kaum. Die entsprechenden Nutzer dürften schwer heraus zu finden sein. Tritt dennoch jemand mit seinem vollen Namen auf, dürfte auch dann kein Ordnungsgeld auf ihn zukommen. Die juristischen Hürden sind einfach zu hoch um jede Bagatelle zu verfolgen. Erst wenn tatsächlich jugendgefährdende Schriften veröffentlicht werden, dürfte auch die Justiz Interesse haben. Aber da greift halt schon die Verantwortung der Hoster.
Die höchstmögliche „Strafe“ dürfte also die sein, dass ein Blog o.ä. durch ein Filteroprogramm geblockt wird. Das wird wohl kaum der Untergang des Blogs bedeuten, denn wie schon mehrfach erwähnt, dürfte der Einsatz solcher Filterprogramme eher selten sein. Und selbst wenn, die entsprechende Zielgruppe wird sich wohl kaum freiwillig einen Filter vor den Browser schalten.
Was ändert sich also? Nichts. Ausgenommen das die Kindergartengruppe „Flinker Igel“ nun nicht mehr zu Besuch kommt. Sollte sich das Blog jedoch genau an diese Zielgruppe richten, dürften sich hierfür Lösungen finden lassen.
Und Web2.0 bedeutet nicht das jeder einfach so loslegen kann. Um das Internet zu nutzen bedarf es doch etwas mehr als zu wissen wo der PC angeht und wo die Maus steht.
Es kann auch jeder Fahrrad fahren und ohne irgend welche Nachweise sogar am Öffentlichen Verkehr teilnehmen. Aber man sollte dann doch schon wissen was eine rote Ampel zu bedeuten hat und wozu die Radwege da sind.
Das Web2.0 steht auch mit Altersangabe jedem offen. Das ist aber nicht mit Zensur gleich zu setzen, denn es werden lediglich kleinere Schutzzonen, die durch Filterprogramme geschützt werden, eingerichtet.
Wer das nicht versteht oder verstehen will, der sollte sich dann vielleicht doch auch mal ein anderes, einfacheres, Hobby suchen. Enten füttern zum Beispiel.
Aus meiner Sicht ist diese Ganze Aktion um den vorgeblichen Jugendschutz viel weiter gehend als auf den ersten Blick anzunehmen. Einmal mit den ersten age-de.xml Versionen ausgestattet, werden wir möglicherweise schon bald erweiterte Versionen davon erleben dürfen?! Wie schwer ist es denn diese xml-Dateien extern um Filterwörter aus Suchmaschinen zu ergänzen und weitergehende Filtermaßnahmen zu bewirken? Wann werden wir viele Server erst gar nicht mehr erreichen können, weil diese beispielsweise unliebsame Fragen über unsere Regierung oder bestimmte Konzerne, wie zum Beispiel Bertelsmann stellen?
Was jedoch in diesem Zusammenhang überdeutlich auffällt, bei jeder sich bietenden Gelegenheit wird das arme gequälte Kind aus der Schublade gezogen, um Zensur untertützende Maßnahmen zu rechtfertigen. Das war schon bei den geheimen BKA-Listen über vorgebliche Kinderpornographie-Webseiten so, und setzt sich nun bei herkömmlichen, ganz gewöhnlichen Webseiten so fort.
Sollen wir uns nun daran gewöhnen, in jeden noch so wurmstichigen Apfel zu beißen, weil es ja für eine ach so gute Sache ist, während die Inhaltsanbieter im nächst besten Land nach belieben seinen weiterhin verfügbaren Content an den Mann bzw. das Kind bringt?
Das legt eben durchaus berechtigten Verdacht nahe, es geht hier nicht um Jugendschutz, sondern vielmehr um einen weiteren Versuch die Hoheit über das Internet und die damit verbundene Meinungsfreiheit zu gewinnen. Das ist sicherlich wohl vielen ein Dorn im Auge, die es nicht so sehr mit dem demokratischsten aller Medien haben, allen voran unsere Regierung!
Ein Schelm, wer dabei böses denkt, in einer Zeit, in der inzwischen so viele vorgeblich demokratische Staaten gerade wieder fleißig Zensurmaßnahmen erproben bzw. erneut einzuführen versuchen.
Ganz am Rande erwähnt erscheint interessant, die Diskussion um die zu schützenden Jugendlichen vernachlässigt völlig, daß die Masse der fragwürdigen Inhalte eben von diesen Jugendlichen selbst erstellt und zumeist in den gängigen sozialen Netzwerken verbreitet wird. Das ist schon irgendwie sonderbar, nicht wahr? Da stellt sich die Frage, wie es eigentlich dazu kommt, daß Jugendliche in solchem Umfang fragwürdige Texte, Photos und Filmchen verbreiten? Wird eine age-de.xml sie vor sich selbst schützen können? Da kann man ja nur sehr gespannt sein…
Ich versteh den ganzen Stress nicht. Hab heute auf der CeBIT zum ersten Mal von einer age-de.xml gehört und werde die natürlich auf all meinen Websites einbauen, im Root, damit die vielen Kinder, deren Eltern einen Kinderschutz-Proxy installieren, meine Websites immer noch ansehen können.
Aufwand: Vielleicht zwei Minuten pro Website. Ertrag: Vielleicht zwei Prozent nicht-geblockte Nutzer. Das ist es mir wert.
Und wer das nicht machen will, der lässt es eben bleiben. Es ist ja kein Zwang dabei. Das Internet wird auch ohne age-de.xml weiterexistieren.