Damals, vor einer gefühlten Ewigkeit, war ich relativ sportlich. Badminton auf Landesebene, schnellster auf der Schule im 75- und 100 Meter Lauf, sehr sehr stark in der Schnellkraft, mit Schwächen in der Ausdauer. Aber insgesamt ein sehr guter Sportler. Ich war fit wie ein Turnschuh und hatte wirklich sehr gute Reflexe.
Dann kam das Leben nach der Schulzeit und mit der Ausbildung im Stahlwerk endete jeglicher Sport. Mein bekloppter Stammtisch-Nazi Ausbilder gab mir damals in der Probezeit nicht frei für den zwingend erforderlichen Kurs für den bereits begonnenen Trainerschein und danach beendete ich das Kapitel Sport und konzentrierte mich aufs Feiern Arbeiten.
Jahre später
In Berlin, gab es, abgesehen von Fahrradfahren, Sex und unregelmäßigen Treffen zum Badminton keinen Sport, in Hamburg war es gar noch schlimmer. Seitdem ich in Hamburg wohne war ich genau dreimal beim Sport.
Zuerst zum Pilates beim Eimsbütteler Turnverein. Sensationelle Sache. Das müssen sie unbedingt (ernsthaft, unbedingt mal machen) auch versuchen. Nirgendwo sonst werden sie so viele hübsche Menschen in einem Raum treffen. Machen sie es anders als ich, gehen sie nicht ungepflegt und stinkend nach einem sehr langen Arbeitstag, anlässlich einer Wette, völlig verklickt und durch den Wind dorthin, nein, schlagen sie Freudestrahlend und gut gelaunt dort auf und sie werden neue Freundinnen finden, das kann man quasi garantieren (wenn sie sich benehmen können und kein Vollidiot sondern ein Gentlemen sind). Nirgendwo sonst sah ich so viele hübsche Menschen, das war sogar hübscher als der Abschluß auf der Modeschule mit den drölfhundert weiblichen und uns vier männlichen Modells an der Dingens-Uni, damals, in Berlin, und ich sage ihnen, die Damen dort waren außergewöhnlich hübsch. Ich schweife ab (die waren nicht nur hübsch, die waren auch noch sehr dezent gekleidet, hach, es war schön, damals in Berlin), obwohl, eigentlich ist es am Thema. Es geht um Sport.
Dem Pilates folgten zwei Versuche im Spinning, dass ich eher als eine Art Nahtoderfahrung anstatt Sport empfand. Sensationelle Sache dieses Spinning, sehr fordernd, aber damals für mich deutlich zu krass.
Der Witz ist
Nach all den Jahren gehe ich jetzt endlich wieder zum Sport. Jeden Dienstag, heute war ich zum dritten Mal dort und nach drei Besuchen bin ich Teil der Gruppe geworden. Das nennt sich im Meiendorfer Turnverein schlicht “ Rücken + Co. Damen+Herren“ und ist im Prinzip einmal von oben nach unten alles ansprechen und wahlweise dehnen und/oder aufbauen. Man könnte es auch Gymnastik nennen und es ist erstaunlich gut.
Die Trainerin ist extrem motivierend, es ist um die Ecke, die Leute sind nett, alle ein klein wenig älter als ich, aber das passt schon, ich fühle mich da gut aufgehoben und vor allem merke ich bereits nach dem dritten Besuch, dass es „besser“ wird.
Denn der Rücken, ach, der Rücken, es ist ein Drama. Nach zwei Kindern, dem ganzen Kram im Haus, dem Leistenbruch nach Wasserski und auch dem jahrelangen Bewegungsmangel geschuldet ist mein Rücken, bzw, dieser Traversus Dingenskirchen Muskel ein unerwartet anstrengendes Problem geworden. Es gab viele Tage, an denen ich eindeutig der Kategorie „alter Sack und ein völliges Wrack“ zugehörte.
Kinder, macht Sport.
Wenn es Zeitreise gäbe, ich würde zurück reisen und mir so lange eine rein hauen (richig feste druff, immer auf die zwölf, du Vollidiot), bis ich zum Sport ginge. So nervig ist das mit dem Rücken, der Unbeweglichkeit, der fehlenden Körperspannung und der generellen Antriebsarmut, es geht mir unfassbar den Sack.
Der Arzt verschrieb mir mehrmals Krankengymnastik und einmal versuchte ich auch Krankengymnastik am Gerät.
Und wissen sie was? Der Gerät war super.
Rückenzentrum am Michel
Ich war im Rückenzentrum am Michel, das direkt neben meiner Arbeit ist und habe dort zum ersten Mal an Geräten gearbeitet.
Das war so unfassbar erniedrigend und gleichzeitig so unfassbar gut.
Einige Übungen liessen es mir anfangs schwarz vor Augen werden und es waren keine komplizierten oder fordernden Übungen. Im Gegenteil, es waren ganz einfache Bewegungen, auf einer Bank, die mich aber angesichts der Gesamtsituation völlig zerschmetterten.
Die Krankengymnastik am Gerät endet nach sechs Terminen und es gab die klare Ansage, endlich etwas zu machen, suchen sie sich einen Verein, völlig egal was, hauptsache, sie machen weiter.
Nach diversen nachgelagerten „jetzt mach‘ doch auch endlich mal was“ Diskussionen, der Erinnerung an die erwähnten sehr guten Terminen bei diesem Rücken am Michel Ding und einem Blick in das Vereinsheftchen des Meiendorfer Sportverein habe ich mir dann einen Kurs ausgesucht, der zeitlich passt, fuhr ohne Sportsachen, zum gucken, dorthin und wurde gleich zum mitmachen da behalten.
Und heute, nach dem dritten Termin, mit ersten zaghaften erkennbaren Steigerungen in den Übungen, schreib ich diesen Artikel und freue mich, dass ich endlich den Arsch hoch gekriegt habe.
Es läuft, bzw es tut nicht mehr so weh.
Und darüber bin ich wirklich wirklich wirklich sehr froh.