Hamburg – bekloppte HVV Tarifzonen – Perle.

Die HVV Tarifzonen

Angeregt durch den wundervollen Artikel Verloren in der Tarif-Todeszone auf Spiegel online und die dort zahlreichen und wundervollen Kommentare schreibe ich endlich einen vor fünf Jahren begonnenen Artikel zu den HVV Tarifzonen zu Ende.

Es gibt tatsächlich Menschen, die über die Tarife in Hamburg schreiben:

„… Gerade Hamburg ist an Schlichtheit im Tarifsystem nicht zu überbieten. Wer damit Probleme hat, bekommt auch beim Bäcker Schwierigkeiten …“
Quelle: Kommentar #28

Da fiel mir fast das Ei aus der Hose. Was für ein sensationeller Irrglaube. Der eines ist klar. HVV und einfach? Ich glaube, es hackt!

Egal was man sich an den HVV Tarifzonen ansieht, es ist vollkommen unlogisch. Zum Aufwärmen ein Schmankerl, ein nettes, wirklich schön bescheuertes Beispiel: das Ticket „Stadt, 1,30 €„. Stadt klingt gut, aber das Ticket gilt nur außerhalb von Hamburg, außerhalb der Stadt. Da, wo es eben keine Stadt gibt sondern nur Dorf. Jep. Ich finde es auch unlogisch.

Der HVV ist der einzige Verkehrsverbund der Welt, der unsichtbare Tarifzonen hat.

Die unsichtbaren HVV Tarifzonen heißen hier Zahlgrenzen und sind in keiner einzigen Karte eingezeichnet. Die Zahlgrenzen (oder Zonengrenzen) stammen aus der Zeit der Tram (sagte jemand vom HVV) und sind für Maßgeblich für die Ticketpreise verantwortlich.

HVV Tarifzonen und Zahlgrenzen im inoffiziellen Plan
HVV Tarifzonen im inoffizieller Plan von nimmbus.de

Es gibt keine Karte, auf der diese den Fahrpreisbestimmenden Zahlgrenzen zu sehen sind. Angeblich (Quelle: Internet) gibt es beim HVV einen mehrere Quadratmeter großen, handgeschriebener Plan für die Buszahlgrenzen an einer Wand und dieser heilige Plan ist die Grundlage für alle ZahlZonenTicketTarif-Grenzen. Eine so bekloppte Vorstellung, dass sie wahrscheinlich schon wieder wahr ist.

Aber der Reihe nach. Ich beschreibe alles ohne Zeitkarten. Es geht nur um eine einfache Fahrt. Zum Vergleich zuerst die Situation in Berlin.

Ich möchte von A nach B in Berlin.

Es gibt in Berlin drei farblich klar unterscheidbare Zonen – A, B und C. Ein normaler Fahrschein für 2,30 € ist meistens ein AB-Fahrschein und gilt für eine Strecke innerhalb A-und-B. Wenn ich Glück habe, und es nur sechs Stationen Bus/Tram oder 3 Stationen U-S Bahn sind, reicht eine Kurzstrecke für 1,40 €.
In den offiziellen BVG Tarifbestimmungen liest sich das ähnlich. „… Sie gelten zwischen und innerhalb der auf ihnen angegebenen Flächenzonen.“. Wo AB (Flächenzone) drauf steht, kann man in A-und-B fahren. In Berlin kauft man am Automaten ein AB-Ticket. Passt fast immer. Einfache Sache, verstehe ich, versteht der Gast, versteht die Oma. Fertig.

In Hamburg ist das erheblich komplizierter und jetzt wird es schlimm. Wirklich schlimm. Es tut mir leid.

Es kann sein, dass ihr Kopf explodiert. Zumindest werden sie nach Lektüre dieses Artikels ein Ziehen im Nacken verspüren. Möglich, in Extremfällen, ist das Verlangen sich in Blumenerde zu baden, mit Waschmittel die Ohren zu putzen, stundenlang an Stuhlbeinen zu kauen oder nackt, nur mit Honig eingeschmiert auf dem Balkon zu stehen und finnische Volksweisen in Spiegelschrift zu singen.
Die jetzt folgende Unlogik ist grenzenlos. Sie wurden gewarnt.

Karte mit Teilbereichen der HVV Tarifzonen und Zahlgrenzen
Karte mit Teilbereichen der HVV Tarifzonen und Zahlgrenzen. Quelle: inoffizieller Plan von nimmbus.de

Ich möchte von A nach B in Hamburg

In Hamburg ist der Fahrkartenkauf eine Aufgabe, die sich in drei Teilprojekte gliedern lässt:

  1. Erforschen des Preisbereichs (ja, ein Bereich. Ein offenes, weites und komplexes Feld)
  2. Wahl einer Fahrkartenart (evtl mit Schnellbuszuschlag?)
  3. Kauf der Fahrkarte am Automaten (den richtigen Knopf finden, eine sportliche Aufgabe)

Teil 1. Erforschen des Fahrpreises.

Für die Höhe der Fahrpreise gelten in Hamburg:

  • 1.1 der Bereich Innenstadt (Hamburg)
  • 1.2 Tarifzonen
  • 1.3 Zahlgrenzen, durch die alle Linien im Großbereich Hamburg und über die Großbereichsgrenze unterteilt sind
  • 1.4 fünf Ringe, die um das Hamburger Stadtzentrum angeordnet sind, wobei die Ringe A und B den Großbereich Hamburg bilden.

Hamburg ist möglicherweise die einzige Stadt der Welt, in der ein Preis von einem Bereich, Tarifzonen,  Zahlgrenze und Ringen gleichzeitig bestimmt werden kann.

zu 1.1 Bereich „Innenstadt“.

Haben Sie noch nie gehört. Kennt niemand, denn er ist in keiner Karte eingezeichnet.
Angeblich können Sie im Bereich „Innenstadt“

  • eine Kurzstrecke Schnellbus für eine Fahrt im Bereich Innenstadt kaufen UND Umsteigen.
  • oder eine Kurzstrecke (ohne Schnellbus) für eine Fahrt bis zur ersten Zahlgrenze kaufen.
  • oder eine Fahrt im Bereich Innenstadt kaufen.

Äh. Ja.

Man erkennt die „Innenstadt“ daran, dass sie angeblich relativ groß ist, überall Touristen herumlaufen und sensationell nur in der Hamburger Innenstadt das Ticket „Kurzstrecke“ vom Hauptbahnhof bis Landungsbrücken gilt. Diese „Kurzstrecke“ ist immerhin über 4km lang und die Hälfte aller deutschen Kleinstädte (Köln, Mannheim, Frankfurt) passen in diesen „Kurzstreckenbereich“. Merkste was? Sehr gut.
Denn es geht weiter mit den Tarifzonen.

zu 1.2 HVV Tarifzonen

Falls Sie doch aus den 5 km Innenstadt raus müssen kommen evtl. die Tarifzonen ins Spiel. Warum auch immer. Achtung. Die Zonen sind nicht die Zahlgrenzen, die kommen noch. Tarifzonen haben dreistellige Nummern. 000 ist ein Teil der Innenstadt und wird umrundet, im Uhrzeigersinn von, 101, 101/103, 103/105, 105, 106 und 108. Was mit der 102, 104 und 107 passiert ist? Man weiß es nicht. Ganz Hamburg ist mit Zonen bedeckt. Ich wohne in Zone 204, oder 205. Diese Zonen bestimmen auch gar nicht meinen von A-nach-B Preis, sondern sind nur für Zeitkarten relevant. Warum? Ich weiß es nicht. Historische Gründe vielleicht.

Es sei denn, sie sind außerhalb vom Großbereich Hamburg. Da können sie dann wieder Einzelfahrscheine für eine oder zwei Zonen kaufen, wenn sie wollen.

Mmmm. … ok. Weiter mit meinem Liebling, den Zahlgrenzen.

zu 1.3 Zahlgrenzen

Die Zahlgrenzen. Haben Sie auch noch nie gesehen. Die kennt niemand, insbesondere kennt sie niemand in Hamburg. Sie sind nirgendwo eingezeichnet. Ähnlich wie das Bernsteinzimmer oder Atlantis verstecken sich die Zahlgrenzen sehr gut vor der Öffentlichkeit. Es gibt nur eine einzige Karte auf der ganzen Welt, die diese Grenzen aufzeigt (abgesehen vom bereits erwähnten, handgemalten Plan im Büro des HVV).

Ein speziellen pdf-Netzplan mit Teilbereichsübersicht auf Nimmbus.de. Dort erahnt man diese unsichtbaren Grenzen.

Diese Zahlgrenzen sorgen dafür, das Tickets plötzlich teurer werden und sie sorgen dafür, dass sie innerhalb von 5 Gehminuten mitunter 5 verschiedene Preise für eine einfache Fahrt vorfinden.

  • Kurzstrecke, Kurz, 1: eine Fahrt bis zur ersten Zahlgrenze 1,40 €
  • Kurzstrecke Schnellbus: eine Fahrt bis zur ersten Zahlgrenze im SchnellBus 1,85 €
  • Nahbereich, Nah, 2: eine Fahrt im bis zur zweiten Zahlgrenze 1,85 €
  • Zuschlag Schnellbus / 1. Klasse zu Nahbereich zum Nah, 2: im Gesamtbereich bei Einzelkarten pro Fahrt 1,70 €, ergibt dann 3,55 €
  • Diese Grenzen sind unterschiedlich lang innerhalb Hamburg.

Es gibt kurze Kurzstrecken. Eine kurze Kurzstrecke ist z.B. von Bahrenfeld bis Othmarschen. Hier können sie genau eine Station S-Bahn mit einem Kurzstreckenticket fahren.

Von Othmarschen hingegen können sie mit einer neuen Kurzstrecke gleich zwei Stationen weit fahren, über Klein Flottbek bis nach Hochkamp. Warum auch immer, entzieht sich jeder Logik.
Um genau zu sein, das ist vollkommen beknackt.

Ich kann mit einer Kurzstrecke von St. Pauli bis Kellinghusenstrasse fahren? Sechs Stationen U-Bahn, durch die halbe Stadt? Und anschließend, von Kellinghusenstrasse, gilt die Kurzstrecke nur noch zwei Stationen, bis Borgweg?

Grenzdebil bescheuert auch die Kurzstrecke von Veddel nach Hammerbrook, hier gilt die Kurzstrecke genau null Stationen. Die hört in der Mitte der Strecke auf. Es gibt keine Kurzstrecke zwischen den beiden Stationen.

Wer denkt sich so etwas aus? Soll das ein Witz sein? Lieber ÖPNV-Gott. Bitte wirf eine Portion Berlin auf Hamburg.

Aber das war noch nicht alles. Zu den desatrös kaputten Zahlgrenzen kommen noch die fünf Ringe. Wobei die Ringe gar nicht so schlecht sind, kopieren sie doch das A-B Prinzip aus Berlin.

zu 1.4 fünf Ringe

Die Ringe kann man, wie die HVV Tarifzonen, auf einigen Tarifplänen beim HVV sehen. In Hamburg sind, wie in Berlin, eigentlich nur die Ringe A und B relevant. Die Ringe C-E sind außerhalb der Stadt.

Ein Ticket, das über/durch drei Ringe fährt ist teurer (4,70 €) als das Ticket, dass nur durch zwei Ringe fährt 2,85 €. Ein Ticket für nur einen Ring gibt es aber nicht, versteht zwar niemand, ist aber so.
Das ist das normale Ticket für Hamburg. Lustigerweise gibt es das auch gleich doppelt.

  • Sie können 1-2 Ringe am Automaten kaufen oder
  • den Großbereich Hamburg, ebenfalls zwei Ringe, beide für 2,85 €

Wenn es weiter raus geht, z.B. in den Wildpark Schwarze Berge mit einem Teilstück Schnellbus, tja, dann wird es wieder kompliziert, aber generell kapiert man die Ringe irgendwann, immerhin kann man sie auf der Karte sehen.

Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, egal wohin in Hamburg: Drücken Sie die 3 auf dem Automaten. Die 3 ist 1-2 Ringe/Großbereich Hamburg. Damit sind sie meistens auf der sicheren Seite. Berücksichtigt dieses Ticket doch das hoch komplexe, mögliche Umsteigen auf eine Hafen-Fähre, dass ich hier bewusst weg lasse.

Fortschrittliche HVV Nutzer wagen sich erst nach Jahren auch an Geheimtipps wie den

  • Kind Großbereich oder 1-2 Ringe (6-14 Jahre)
  • Fahrradkarte
  • Ganztageskarte (wieder in allen Ringvarianten)
  • 9-Uhr-Tageskarte (ebenfalls in allen Ringvarianten)

Ich selbst zahle jeden Monat 77 € für eine Monatskarte für den Großbereich und ich fahre gerne mit der Bahn. Jeden Tag. Immer wieder.

Aber ich verstehe nicht, wie man so einen komplexe Scheiß bauen kann. Kein Tourist versteht das, keine Oma, kein Gelegenheitsfahrer. Völliger Mist. Ich würde mich sehr freuen, wenn das alles komplett in den Müll fliegt und Eins zu Eins aus Berlin übernommen wird. Zwei Zonen. Fertig. Kein Zuschlag für unfreundliche und langsame pseudo Erste Klasse Busse, keine Zahlgrenzen, alles weg, weg damit. Braucht kein Mensch.
Danke.

Ich brauche jetzt einen Schnaps, ich habe eindeutig zu viel in den Tarifen gelesen, das schlägt auf’s Gemüt.

Danke an nimmbus.de und bahninfo-forum.de

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popsblitz. Euro-Münzen Hamburg und Berlin

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44 Gedanken zu „Hamburg – bekloppte HVV Tarifzonen – Perle.“

  1. OMG!!! Das wirste ja irre!
    Dass das so kompliziert ist, hätte ich nun wirklich nicht gedacht! Ich sehe hier in Hamburg auch nicht durch. Ich fahre selten, und wenn, nehme ich die 9 Uhr Tageskarte. Kann man nix verkehrt machen.

    Was ich früher in Berlin toll fand, waren die 2 Stunden Gültigkeit des Einzelfahrscheins zum Kreuz-und-quer-Fahren in der ganzen Stadt. Das wurde ja irgendwann abgeschafft. Jetzt darf man leider nur noch in eine Richtung fahren.

    Viele Grüße!

  2. Du hast vollkommen recht. Aber ich sach mal so: Hier bei uns in Hamburg kann man wenigsten fahren bzw. fährt die Bahn auch tatsächlich. *duck und wech*

  3. Die 2h Gültigkeit wurde vor einiger Zeit wieder eingeführt. Hin- und herfahren geht also wieder. Was ich mir in Berlin noch wünschen würde, ist ein „nur A“ Ticket. Und dass die S-Bahn wieder nach Plan fährt :-)

  4. Seit fünf Jahren Hamburgerin lernte ich erst am vorvergangenen Wochenende eine Zahlgrenze kennen. Zwei Busstationen waren halt keine Kurzstrecke – es lag eine Zahlgrenze dazwischen. Ich gehe jetzt davon aus, dass ich jahrelang zu wenig gezahlt habe.

    Auch ohne die Zahlgrenzen finde ich es total schwierig, das richtige Ticket (die Arie am Fahrscheinautomataten hast Du ja nicht im Detail beleuchtet), zu finden.

    Mir wäre es auch lieb, wenn hier das Berliner Modell gälte. Wäre einfacher.

  5. Also, wenn ich Öffis fahre (und bezahle), gebe ich im Automaten mein Ziel an, bekomme einen Preis angezeigt *schluck* und gut.

    Ringe, Zonen blabla haben mich in fast 30 Jahren noch nie interessiert. Höchstens noch die Tageskarte und CC (sollte es die noch geben).

    Ansonsten: Fahr Rad!

  6. Die andere einigermaßen sichere Möglichkeit, in Hamburg am Automaten Tickets zu kaufen, ist die Eingabe des Zielbahnhofs. Dann knobelt der Automat irgendwas aus, von dem man annehmen muss, dass es richtig sein könnte. Neben fast jedem Automaten hängen die mehrere Quadratmeter großen Listen, auf denen alle Zielbahnhöfe Hamburgs und deren Tarif vom derzeitigen Standort aus verzeichnet sind. Auch ein großer Quell der Freude. Als jahrelanger 9 Uhr Monatskarte Fahrer in Hamburg hat man irgendwann aufgehört, darüber nachzudenken. Danke für den Artikel, ein 7-Tage-Karte VBB-Umweltkarten Besitzer.

  7. Fahr mal nach Frankfurt und versuch dort ein Ticket zu kaufen. Da sind Hunderte von Haltestellen, die du direkt auswählen kannst, aber nicht der Ortsteil, den du suchst. Hinzu kommen Preisvarianten für Routen („über posemuckelhausen?“ – keine Ahnung, ich weiss ja gar nicht, wo das ist!) und so weiter, und so fort.

    meine derzeitige lieblingsidiotie beim hvv: es gibt eine kindermonatskarte. und eine kinderkarte. eine kindertageskarte kostet 1,90, aber die gibt es erst ab 9 uhr. eine kinderkarte kostet 1 eur. eine kindermonatskarte ist nur für kinder im alter von 6 jahren erhältlich. eine schülermonatskarte gibt es für kinder ab 7, aber die können auch eine kinderkarte oder eine kindertageskarte kaufen. will man allerdings eine schülermonatskarte kaufen, dann benötigt man einen nachweis, dass das 8-jährige kind zur schule geht. ja wohin denn sonst, bei allgemeiner schulpflicht?

    die tarifzonen-willkür ist auch toll, ich wohne in den zonen 000, 101, 103. oder so. das steht oben an der ubahn-station, aber online ist diese information natürlich nicht vermerkt, wieso auch? http://geofox.hvv.de/jsf/showMobiInformation.seam?id=Master_90906

    aber ansonsten ist der hvv ganz toll.

  8. Allerdings hast Du unterschlagen, dass man einfach am Automaten die Zielhaltestelle eingeben kann und dann sagt er, was man zahlen muss. Während in Berlin, da stehe ich immer vor den Automaten und, äh, ach, egal.

  9. Was in Hamburg gut ist: Ich kann mit jedem Ticket so lange in eine Richtung fahren, wie ich will.

    Weniger kompliziert macht es das kaum. Der größte Witz ist die nun in den Bussen eingeführte Vorne-Einsteigspflicht. Bin mir sicher, dass hat sich der Typ ausgedacht, der auch die Zahlgrenzen verwaltet…

  10. Die Vorne-Einsteigen-Pflicht ganztags gibt es in Berlin schon länger. Jetzt frage ich mich nur noch, warum der Beitrag unter „unentschieden“ eingeordnet ist.

  11. @rokr Ausnahmsweise war das hier kein direkter Vergleich, sondern nur eine HVV-Beschreibung.
    Der Vergleich Monatskarte Hamburg-Berlin kommt noch.

  12. Pingback: Link(s) vom 29. März 2012 » e13.de
  13. OK, was gelernt: Auf die „3“ drücken und sich als Ortsfremder (wenn man mal kontrolliert werden sollte und es falsch ist) mit „ich hab’s versucht“ rausreden …

    Ansonsten scheint der ÖPNV der einzige Bereich der „Wirtschaft“ zu sein, der felsenfest davon überzeugt ist, dass man den Kunden nicht mit kostenlosen Köderangeboten anlocken muss, sondern dass es darum geht, den Kunden möglichst abschreckende Tarife zu präsentieren, so dass der Gelegenheitsfahrer (Auto kaputt, besoffen, …) auch garantiert nicht bei der Stange bleibt.

    Faszinierend!

  14. Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Ich habe einen darauf aufbauenden gebloggt: http://renephoenix.de/?bid=2423

    Um es kurz zu fassen: ich hielt das Hamburger Tarifsystem bisher schon für kompliziert und durchwachsen. Aber das jemand auf die Idee kommt, die Tarifzonen für Einzel- und Zeitkarten komplett voneinander loszukoppeln, ich der reinste Schwachsinn!

  15. Hier haben anscheinend noch keine echten Hamburger kommentiert ;-)
    Im Zahlgrenzenabsatz muss es nämlich BOrgweg heissen und nicht BUrgweg, und es sind nur zwei Stationen von der Kellinghusenstrasse dorthin (und die schreibt man mit zwei L)!
    Ansonsten kann ich dir nur zustimmen.
    Ich träume ja von einem Einheitsabo von 30,- pro Monat für alle ohne zeitliche und örtliche Einschränkungen (ich hab‘ ’ne 3 Zonen CC-Karte, mit der ich regelmäßig gegen 17:50 Uhr schwarzfahre).

  16. Die Kindermonatskarte gilt übrigens nur für 6jährige Kinder (Zitat HVV-Webiste:“Für alle Kinder im Alter von 6 Jahren“), ab 7 geht man ja üblicherweise zur Schule und braucht dann eine Schülermonatskarte…

    Ich bin regelmäßiger „Gelegenheitsfahrer“ und seh auch nach ca. 5 Jahren Nutzung nicht durch, allerdings nimmt mir mein mobiles Endgerät die Arbeit ab, da sag ich wo ich losfahre und wo in ankommen will und das Smartphone sagt mir wieviel ich zu bezahlen habe und wann ich da ankomme und wo ich ggf umsteigen muss…so ist das Thema dann für mich erledigt…

  17. Ich wähle immer den Großbereich, egal wo ich hin will, alles andere ist mir zu kompliziert. Aber daran ist nicht nur dieses Ringe-Zonen-was-auch-immer-Wirrwarr schuld, auch die tollen Automaten sind echter Killer.
    Bei längeren Bahnreisen rufe ich die Hotline an und lasse mir das Ticket zum Ausdrucken per Mail schicken.

  18. Ich habe mir mal den Spaß erlaubt, die HVV-Hotline anzurufen und die Dame im Callcenter gebeten, mir den Tarif-Quatsch zu erklären. Nach einer halben Stunde hat sie aufgegeben und gestanden, dass sie das ehrlich gesagt nicht könne! Immerhin hat sie mich aber auf die oben schon erwähnte Fuktion an den Automaten hingewiesen, mittels derer die Zielhaltestelle eingegeben werden kann und sodann der Ticketpreis angezeigt wird. Lustig aber, dass mir diese Funktion in knapp vier Jahren Hamburg nie aufgefallen ist! Die wird oben rechts am Bildschirmrand so angezeigt, dass sie nicht den Eindruck macht, man könne dort draufdrücken und es würde sich dann eine Eingabemenü öffen. Nein, sie sieht aus, wie die Überschrift zu dem Punkt, der darunter steht. Was für ein Spaß!!!

  19. Berlin ist sogar noch einfacher. Denn die Zone „C“ ist Brandenburg. Wenn die Aufgabenstellung lautet: „Ich möchte von A nach B in Berlin“, dann ist das AB-Ticket für die Zonen A und B (und damit für ganz Berlin) immer richtig. Mit Ausnahme der Kurzstrecke für bis zu drei U-Bahn-Stationen, aber solche Strecken fährt man ja ohnehin mit dem Rad.

  20. So, ich hab für alle Nicht-Hamburger auch noch einen kleinen Kommentar, der zeigt, wie unlogisch das alles sein kann in Hamburg: Angenommen, man wohnt in Eimsbüttel und möchte zum Bahnhof Altona fahren, dann kann man am Schulweg einsteigen und zahlt bis zum Bahnhof Altona 1,40 Euro, denn es handelt sich um eine Kurzstrecke. Allerdings umfasst diese Kurzstrecke bestimmt 6 oder 7 Haltestellen. Aber wir merken uns: diese Haltestellen liegen alle auf einer Strecke, nämlich der Buslinie 20 bzw. 25. Gut. Soweit ist noch alles klar.
    Wenn ich jetzt aber eine Haltestelle Richtung Bahnhof Altona fahre und auf dem Weg dahin merke, dass ich an der Station Holstenstraße doch lieber in Richtung Sternbrücke umsteigen möchte, dann muss ich entweder eine Karte nachlösen oder gleich 1,90 Euro bezahlen. Der Witz dabei: fahre ich eine Station Richtung Altona, steige in eine andere Buslinie um und fahre noch mal eine Station, ist es keine Kurzstrecke mehr, obwohl die Zahl der Stationen ja viel kleiner ist als bei der langen Fahrt nach Altona. Denn, so sagt es der HVV zumindest, wenn man umsteigt, beginnt eine neue Zahl-Irgendwas. Also: zwei Stationen, bei denen man einmal umsteigt in eine neue Richtung (und wir sprechen hier nicht von hin und zurück) sind keine Kurzstrecke. Aber 8 Stationen in eine Richtung sind eine Kurzstrecke. Alles klar?!

  21. DANKE!! Ganz ehrlich herzlichen Dank ich fahre nächste Woche nach Hamburg und dank dem Artikel hoffe ich jetzt wenigstens mir die richtigen Tickets zu holen :D

  22. Moin!
    Ich besitze eine Abokarte mit 2 Tarifzonen. Wenn ich eine Haltestelle erreichen möchte, die sich genau EINE Haltestelle hinter meiner Tarifzone befindet, müsste ich eine Ergänzungskarte lösen. Der HVV sagt:

    Ergänzungskarte

    Mit einer Ergänzungskarte können Sie Bus und Bahn über den örtlichen Geltungsbereich Ihrer Zeitkarte hinaus nutzen. Sie gilt für eine Fahrt in eine Richtung und wird bereits beim Antritt der Fahrt benötigt.

    Diese kostet in meinem Fall 2.20 EUR.
    Eine Karte bis zu meinem Ziel kostet ohne Abokarte 3.20.
    Eine Karte bis zu meiner Tarifgrenze kostet 2.20.

    Wenn ich also mit meiner Abokarte ans Ziel möchte, muss ich laut HVV eine Ergänzungskarte vor Antritt der Fahrt lösen und 2.20 für die eine Haltestelle bezahlen. Fahre ich mit meiner Karte bis zur Tarifgrenze und löse dort eine Karte für eine Kurzstrecke, zahle ich 1.50 EUR

    HVV – immer ein Vergnügen ;-)

  23. Danke danke danke, endlich weiß ich, was eine „Kurzstrecke“ ist. Der Link ist gut und es gibt tatsächlich einen Plan 2016, der nirgendwo aushängt. Wäre ja auch etwas abschreckend.
    Was habe ich schon für Diskussionen mit Bekannten geführt und ich ahnte schon, eine „Kurzstrecke“ insbesondere bei der S/U-Bahn ist keine simple Sache. Nun wird das Mysterium deutlich klarer.

  24. Ich fahre schon seit langem mit dem HVV und heute hat es das Fass zum überlaufen gebracht. Da zurzeit keine züge zwischen Landungsbrücken und Hauptbahnhof verkehren dachte ich mir ich steig auf den Schnellbus ab Blankenese um. Beim lösen der Fahrkarte dachte ich mir dann eine Einzelfahrkarte Nahbereich ist dabei die richtige Wahl, weil diese laut HVV eine Fahrt innerhalb von zwei Ringen ist, in welchen ich mich auch bewegt habe. Dann als ich in den Schnellbus einsteigen will sagt mir der wirklich sehr unfreundliche Busfahrer, das diese Karte nicht ausreicht und ich wohl eine Karte für den Großbereich kaufen müsse. Daraufhin habe ich die HVV Website durchforstet um zu beweisen das dieser Unrecht hat, und ich stieß auf der offiziellen Seite des HVV auf keine nähere Beschreibung, was denn genau mit Nahbereich gemeint ist, bis ich auf diesen Artikel gestoßen bin. Ich finde es ist wirklich unmöglich den Kunden durch halbe angaben mehr geld aus der Tasche zu locken, sodass selbst ich als langer HVV nutzer mit Jahreskarte darauf reinfalle.

  25. Ostern 2017- entweder bin ich zu blöd oder das System ist 5 Jahre später immer noch so unübersichtlich…
    Ich versuche seit Stunden herauszufinden wo welcher Tarif beginnt, damit ich weiß welchen Park&Ride wir nutzen sollen um nur die günstigere Variante der Hamburg Card kaufen zu müssen. Danke für seinen Beitrag! Ich werde nicht mehr weitersuchen und meine Zeit sinnvoller nutzen.

  26. Wenn mal mal über die deutschen Grenzen hinweg zu schauen wagt, dann wird man feststellen, dass es noch viel, viel einfacher geht als in Berlin. Was ich gehört habe:
    – In den Niederlanden „zahlt“ man einfach mit seinem Perso beim Einsteigen in irgendeinen ÖPNV. Ein Rechnersystem im Backend knobelt erst am Monatsende aus, mit welchen Tarif wie und wo der günstigste Fahrpreis zu erzielen ist, der Betrag wird eingezogen und fertig. Kein Tarifdschungel mehr mit dem man sich rumschlagen muss, keine vergessenen oder verlorenen Fahrkarten mehr, keine Knollen mehr wegen Schwarzfahren und auch keine Oma’s mehr, die stundenlang auf Fahrkartenautomaten starren als ob sie versuchen wollten das Gerät via Hypnose zur Rausgabe des richtigen Tickets zu bewegen. Der Alptraum eines jeden deutschen Tarifbürokraten!
    – In einem der baltischen Länder, ich glaube Estland, ist der ÖPNV für alle Staatsangehörige grundsätzlich kostenlos, der ÖPNV wird vom Staat finanziert. Beim Einsteigen mit dem Perso wedeln und gut iss. Hiervon könnte sich der deutsche Staat, der doch angeblich so um sein grünes Image bemüht ist eine dicke Scheibe abschneiden. Der ÖPNV trägt sich eh nicht alleine (sonst würde keiner bei den resultierenden Preisen damit fahren) und der Bund, die Länder und Regionen müssen Zuschüsse leisten. Dann könnte man das auch gleich ganz aus Steuergeldern begleichen (die Steuern ein wenig anheben oder eine ÖPNV-Abgabe einführen). Das hätte mehr Gerechtigtkeit (weil finanziell Schwächere wenig Steuern zahlen), die sog. „Besserverdienenden“ würden den ÖPNV angemessen subventionieren und für den Umwelschutz wäre auch etwas getan. Und was „kostenlos“ ist (weil ich’s schon mit der Steuer bezahlt habe) kann ich doch auch benutzen, richtig? Das würde die Nutzerzahlen des ÖPNV stark nach oben treiben und viele Leute dazu bewegen die Spritschüssel mal stehen zu lassen. Beim öffentlich rechtlichen Rundfunk geht das schließlich auch und ich zahle dafür egal ob ich’s nutze oder nicht, vom Verfassungericht durchgewunken. Warum also nicht auch beim ÖPNV?? Wäre mal ein echter Zug (im Sinne des Wortes), nur wagt sich hier vmtl. keiner an die Sache dran und man lässt sich lieber von den kleinen Krautern am Rande Europas vorführen…

  27. Super, dass es solche Seiten gibt, auf die ich durch Zufall gestoßen bin.
    Ein Schmankerl der HHA auf meine Frage, wieso ich von Hoheluft nach Altona im Nahbereich fahre, aber von Eppendorfer Weg Ost gleich mal das Doppelte zahlen muss.
    „Nahbereich dient dazu, dass ich günstig die nächste Einkaufsgelegenheit erreichen kann.“
    Es ist zwar etwas mühsam für mich aus Eppendorf, aber seitdem kaufe ich immer im Mercado ein.

    Und noch was „Ernstes“: Ich war grad in Japan. Wenn man das erlebt hat, ist man absolut sicher, dass beim HVV, aber auch dem meisten anderen deutschen ÖPNV-Gebieten, der blanke Wahnsinn die Oberhand gewonnen hat. Noch mehr Schwachsinn geht gar nicht. Und teurer müssen die Systeme wie in Japan nicht sein; man braucht nicht zwingend diese Schranken-Zugangssysteme. Wir haben in Bussen ganz einfache automatisierte Bezahlsysteme entdeckt. Die übrigens, nicht ganz unwichtig, verhindern, dass man irgendwann schwarz fährt. Man zahlt nämlich immer erst beim Ausstieg; bis dann fährt man zwar quasi ohne Fahrschein, aber eben nicht schwarz.

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