Update
Im Folgeartikel Jugendschutzprogramm.de Filtersoftware im Praxistest teste ich die Software und muss sagen, dass ich mich hier geirrt habe. Subdomains werden unterschiedlich bewertet. Danke.
Achtung. Spezialexpertenalarm.
Ich habe mich in der Vergangenheit bereits über den deutschen Jugendschutzansatz im Internet aufgeregt.
Dezember 2010: In diesem langen Artikel beschreibe ich, wie sie nach aktueller (2.12.10) Kenntnislage ihre Inhalte im Internet mit einer Alterkennung versehen und so mit minimalen Einsatz von Zeit und Geld maximale Rechtssicherheit erreichen. Des weiteren dokumentiere ich meine Kritik an der genutzten Technik und dem Anspruch des JMStV.
pop64.com – Die Technik des neuen Jugendschutz-Labels – Deutschland will die Welt verändern
und
November 2010: … mit minimalen Einsatz von Zeit und Geld maximale Rechtssicherheit herzustellen …
pop64.com – JMStV – mit minimalen Einsatz von Zeit und Geld maximale Rechtssicherheit
Es gibt seit 9.2.2012 etwas Neues.
Wie man auf blog.koehntopp: Der aktuelle Stand beim Jugendschutz nachlesen kann, hat die KJM zwei Jugendschutzfilter anerkannt.
Das ist ein Meilenstein für alle am JMStV beteiligten Parteien. Endlich gibt es eine Filtersoftware, mit der das Placebo des Jugendschutzes im Internet weiter aufrecht erhalten wird.
Und mit Verlaub, aber das ist wieder mal maximal bescheuert, was ihr da gebaut habt. Wer im Jahr 2012 mit so einen Scheiß ankommt, gehört gefeuert. Durch die Bank alle raus werfen.
Warum? Darum!
1. Die Software läuft nur auf Windows.
via: Pressemitteilung KJM erkennt erstmals zwei Jugendschutzprogramme unter Auflagen an
2. Die Software kann im Ernst keine Subdomains. (WTF? wie kann man so einen Schrott bauen? Serious. Habt ihr sie noch alle?)
via: Telepolis Jugendschutz und politische Zensur
Wer im Jahr 2012 einen Filter ohne Subdomain-Unterstützung baut, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Es gibt drölf Milliarden Blogspot-Blogs, WordPress-Seiten, Jimdo-Pages, Tumblr-Dingens und die SCHLIESST IHR ALLE AUS? Das ist ein Großteil des aktuell existierenden Internet. Da fehlen mir die Worte, ich kann gar nicht ausdrücke wie unfassbar bescheuert das ist.
3. Die Software ist völlig nutzlos, da jeder Jugendliche ein Smartphone hat. Völliges Placebo. Politischer Schwachsinn hoch zehn.
Deutscher Jugendschutz im Internet. Ein einziges, völliges Desaster. Technisch kaputt, politisch gewollt und niemand will es haben.
Lesenswert kommt Holger Bleich in einem umfassenden Artikel zu einem im Prinzip ähnlichen Fazit.
Alterskennzeichnungen nur für inländische Webangebote, wie sie der JMStV vorsieht, sind schon deshalb für die Katz, weil die ungelabelten Websites nur einen Klick weiter auf ausländischen Servern zu finden sind.
Quelle: Unerwünschte Freiheiten – Wie Politik und Wirtschaft beim Online-Jugendschutz scheitern
Und dann gibt es noch einen Zensur-Skandal, der mit den Filtern hoch kocht. Politische Webseiten wie z.B. die Grünen, werden von der Filtersoftware geblockt. Muss man sich mal vorstellen.
Auch wenn verschiedene Seiten nun im Angesicht eines PR-GAUs in einer Nacht- und Nebelaktion aus der Filterliste genommen oder „heruntergestuft“ wurden, so galten diese Seiten für die Prüfer bei deren manueller Sichtung zum Zeitpunkt der Einstufung als „jugendgefährdend“.
Quelle Telepolis: Jugendschutz und politische Zensur – Wenn man dem Jugendschutzfilter JusProg Glauben schenkt, ist das politische Netz und auch Telepolis jugendgefährdend
Ich finde den aktuellen Stand beim Jugendschutz im Internet weiterhin desaströs falsch und kaputt.
Wie Experten es machen, kann man z.B. bei Luebue nachlesen.
Weil ich immer wieder von anderen Eltern gefragt werde, wie wir es machen, was sozusagen unsere Systemarchitektur ist, schreibe ich den aktuellen Stand hier mal auf. Ich versuche, eine Balance zu finden zwischen Freiheit und Regeln, zwischen Selbstverantwortung der Kinder und Grenzen, die wir ziehen (müssen und wollen).
Quelle: haltungsturnen.de – Rund um die Uhr online
Schwieriges Thema und traurig, dass es so kaputt gemacht wird. Partei-Webseiten Zensieren im Auftrag des Jugendschutzes? Alle WordPress-Blogs aus technischen Gründen blockieren? Keine Software für den Mac? Eine Webseite, die nur unzureichend informiert? Schade. Sehr schade.
Ich hatte auf mehr gehofft, aber so bleibt der weltweit einmalige deutsche Sonderweg zum Jugendschutz, namentlich die Freiwillige Selbstkontrollen FSM, USK, FSK, FSF, Kommission für Jugendmedienschutz (KJM), öffentl.-rechtl. Rundfunk (ARD, ZDF, Deutschlandradio), Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden (OLJB), Vertreter der Politik (Bund, Länder), Vertreter von Verbänden (u.a. BitKom, eco, VPRT), Vertreter von Unternehmen und Anbieter von Jugendschutzprogrammen ein einziger, realitätsferner Schwachsinn von alten Männern mit Kugelschreibern aus einem anderen Jahrtausend.
…
Für Fortgeschrittene. Seht euch nur mal die Definition des technischen Labels zur Altersklassifizierung in Telemedien an. Das ist der nächste Level dieses Dramas. Ebenfalls ein Desaster.
Gibt es einen Beleg für die Äußerung das Sub-Domains gesperrt sind, mit Ausnahme des Telepolis-Beitrages? Dort taucht kein Sub-Domain auf, sondern es wird darauf hingewiesen, dass der Link heise.de/tp nicht gesperrt ist.
Na den Post hättest du gerne auch komplett in GROSSBUCHSTABEN schreien können ;-)
die ham das doch nur gemacht damit sie alle abmahnen können, die sich nicht an die neue kennzeichnungspflicht halten. manno deutschland ist sowieso arschkalt im winter, man muss sich fragen was die leute noch da hält. ich empfehle auswandern bevor sie wieder ne mauer baun. diesmal um GANZ deutschland.
Wer so polemisch mäkern will ohne nur den Ansatz einer Alternative aufzuzeigen, sollte doch wenigstens ein Minimum an Faktenwissen haben. Sowohl die Software der Telekom als auch das Jugendschutzprogramm von Jusprog können Subdomains. Wer schützt das Web vor Leuten, die nur doof falsche Aussagen abschreiben???
Die age-de.xml-Spezifikation sagt keineswegs, daß Subdomains unter ihrer Parentdomain subsumiert werden; es ist immer (erstmal) jeweils http://host.what.ever.de/age-de.xml relevant.
Wie man unter, sagen wir, example.blogspot.com, so eine Datei ablegen soll? Schulterzuck.
Und ansonsten können böse Leute auf die Idee kommen, den Pfadnamen von einem cgi-Script bedienen zu lassen, das soviel wohlgeformtes XML ausspuckt, wie der Empfänger abzunehmen willig ist.
…urks, Heise hält für eine Subdomain. Autsch.
Es gibt eine einfache, simple und funktionierende Alternative. Reden, aufklären und erklären. Verantwortung als Elternteil übernehmen und sich mit seinen Kindern beschäftigen. Wäre meiner Meinung die einfachste Lösung. Kinder verstehen oft eine Menge mehr als alte Menschen, weil sie noch keine Vorurteile haben.
Oder anders, könnte man auch mal seinen Kindern etwas verbieten und das dann auch durchsetzen. Gerade konservative Menschen wissen um den Wert von Regeln und Gehorsam.
Mit herzerfrischenden Grüßen,
yt
Das mit den Subdomains ist mit Sicherheit gewollt. Die im Rant angegebenen Beispiele, wo überall Subdomains genutzt werden, sind alles „user generated content“. Damit ermöglichen es diese Seiten, Informationen frei fließen zu lassen. Das ist nicht gewollt, denn das Internet soll zum reinen KonsumNetz werden (mehr, als es schon geworden ist). Wenn man da bei den Kindern und Jugendlichen anfängt, diese Inhalte auszublenden, werden die da später auch nicht mehr nachschauen, und somit ist der Konsum-Punkt wieder einmal in den Vordergrund gerückt, und kritische Auseinandersetzung mit Informationen oder gar Medienkompetenz vorsätzlich verhindert worden.
Genau deshalb kann diese Filtersoftware keine Subdomains, ganz einfach.
@M. :
http://i0.kym-cdn.com/photos/images/original/000/131/351/eb6.jpg
Alternativen gibt es viele, und es kommt sehr stark auf die Altersklasse und das Umfeld in dem gesurft wird (Schule, zuhause …) an.
Ab einem bestimmten Alter (sagen wir mal so 14-15) braucht man sich eh keinen Illusionen hergeben das die Jugendlichen die Webseiten anschauen können, die sie wollen.
In dem alter dürfte JEDE Software mithilfe entsprechender Freunde und Anleitungen Kinderleicht umgangen werden, oder die Sachen werden halt Beim Kumpel angeschaut … oder so.
@Naroman: „Second level Sub-Doamains“ oder „third Level Subdomains beispielsweise in England oder Österreich wie
„de.gov“.
Wer hat eigentlich .nu.un!
Frei nach der Amazon-Empfehlung für verwandte Produkte: „Kunden, die den Staatstrojaner gekauft haben, haben auch den neuen Jugendschutzfilter gekauft.“
Eltern? Verantwortung? *bwahahahaha*
Sorry, aber ich kann grad nicht anders. Arbeitet mal so ein bis zwei Monate in einer Videothek, dann seht ihr, wie viel Verantwortung das durchschnittliche deutsche Elternteil bereit ist zu übernehmen…. nämlich NULL!
Leider. *seufz*
@M. Ich kann es leider nicht testen, ich habe nur einen Mac. Ich vertraue vorerst auf den Telepolis-Artikel, korrigiere das allerdings gerne, wenn es nicht stimmt.
Schmankerl aus der am Ende des Artikel verlinkten Doku zu age-de.xml:
*\.site\.de\/pfad1\/pfad2
(wer regexps kann soll mal nachdenken was der * da vorne tut. ;)
„….. ein einziger, realitätsferner Schwachsinn von alten Männern mit Kugelschreibern aus einem anderen Jahrtausend. “
Oh ja, wie ich solchen Blödsinn hassse. Weil in den ganzen genannten Gremien ja auch keine Frauen sitzen *facepalm*. Und Frauen ja auch generell sooo viel fortschrittlicher und webaffiner sind als Männer (deswegen haben Frauen ja auch das Interwebzdingens erfunden), bestes Beispiel Uschi von der Leyen, äh, nee, Mutti Merkel, ach neee, doch nicht.
Aber dafür sind Frauen eben einfach generell die besseren Menschen, gelle?
Manche Sätze sind so blöd, da kommt man mit dem fremdschämen gar nicht mehr hinterher.
„realitätsferner Schwachsinn von alten Männern mit Kugelschreibern aus einem anderen Jahrtausend.“
On Point!
Die Zielgruppe solcher Software wird wohl i.d.R. maximal 10, aus dem Fernsehen bekannte Websites regelmäßig ansteuern und niemals in die „tiefen des Webs“ gehen.
Von mir aus können sie auf die Filterliste setzen was sie wollen, Jugendschutz ist im Internet sinnlos. War es vor 10 Jahren, wird es immer bleiben. Komplett egal, was sich die deutschen ausdenken.