Dieser sensationell lustige Artikel http://www.gourmetguerilla.de/2015/02/ein-blog-im-monat-kostet-und-warum-die-leser-das-wissen-sollten/ dient heute als Vorlage für die wunderbare Frage, was so ein Blog eigentlich kostet.
Warum ich den Artikel lustig finde?
Die Autorin nimmt den Mindestlohn als Maßstab für alle ihre Tätigkeiten und listet in einer lustigen Milchmädchenrechnung alles mögliche auf, was irgendwie Kosten verursacht. Die Liste ist selbstverständlich totaler Stuss, denn sie war hoffentlich als Witz gedacht, um übertrieben zu zeigen, dass ein Blog irgendwie irgendwas kostet.
Der Artikel ist natürlich als Satire zu betrachten, denn es gibt niemanden auf dem freien Markt, der Wissen über einen Webserver hat und das zum Mindestlohn weitergibt. Ein sensationeller Spaß und nahezu alle Kommentatoren verstehen den Witz nicht.
Denn ein Blog an sich kostet nicht viel. Ein Blog zu managen kostet hingegen erstaunlich viel. Es zu managen kostet viel von allem, denn es frisst Zeit, ggf. Unterhaltungskosten und wahnsinnig viele Ideen.
Zuerst der einfache Teil. Die Unterhaltungskosten.
Ein Blog bei WordPress.com, Blogger oder sonst wo kostet nix, skaliert aber extrem gut, denn ein dort gehostetes Blog hält nahezu unendlich viel Traffic aus.
Wer selbst hosten will, muss mehr Zeit investieren, bekommt aber für 5-8€ im Monat bereits ausreichend Webspace, der mit minimalen Optimierungen locker 10k User und 20k Sessions am Tag aushält. Diesbezüglich spreche ich aus Erfahrung, das kam in den letzten zehn Jahren ab und an vor. Im Fall von „das reicht nicht“ tut es ein Managed-Irgendwas HostingPro bei z.B. Domain Factory. Wenn das auch nicht mehr reichen sollte, bzw wenn für den Webspace mehr als oben genannt bezahlt wird, gibt es Optimierungsbedarf.
Den Level des „das reicht nicht“ sollte man allerdings erst mit ca 50k Usern am Tag erreichen. Wenn man da ist, hat man, finanziell gesehen, auch völlig andere Möglichkeiten.
(für alle topchecker: ja, das Webserver- Traffic- WordPress-Thema ist komplizierter und die Zahlen etwas wahllos, aber das ist egal, denn damit haben 99% der Blogs nichts zu tun)
Es lohnt sich evtl noch, ein Theme zu kaufen, dann kommen einmalig 30-100€ dazu. Das brauche ich selbst nicht, aber es macht absolut Sinn, wenn man nicht selbst am Theme basteln will.
Der Unterhalt ist nicht das Problem.
Das Problem ist die Zeit.
Normale Horste wie ich und fast alle anderen Blogger, die ich kenne, haben einen Job und/oder Familie. Bei uns ist Zeit absolute Mangelware. Wir lesen Zeug in der Bahn, auf dem Handy, und bauen dann ggf eine Geschichte daraus.
Wir fangen damit unterwegs an und veröffentlichen den artikel in der Mittagspause oder nach Feierabend, denn es gibt wahnsinnig viel zu tun für Leute, die das mit dem Internet oder dem Marketing oder dem Content verstehen und dann gibt es Zuhause auch noch viel zu tun. Ich bewundere alle bloggende Muddis und Väter, die neben Job und Familie noch Zeit zum bloggen haben.
Fehlende Zeit ist das große Ding und wenn ich dann mal Zeit für das Blog habe, dann kann ich keinen Stundensatz berechnen, denn einen Stundensatz gibt es selbstverständlich nur dann, wenn da jemand ist, der den auch zahlt.
Das ist bei der Dame arg an den Haaren herbeigezogen, denn die eingebrachte Zeit dann auch noch mit dem Mindestenslohn auszupreisen ist totaler Quatsch. 60-100€ die Stunde wären angemessen, aber dann hätte der Witz angesichts absurd höher Beträge in ihrem Artikel nicht mehr funktioniert. Merke. Stundenlohn gibt es nur, wenn den jemand bezahlt.
Alles andere ist und bleibt unbezahlte Arbeit – man nennt das dann Hobby oder Freizeit.
Ach so. Mein Blog kostet, inkl. 3 Domain, knapp 5€ im Monat.
Ausgaben, wie z. B. der Besuch der re-publica, die Handykosten oder vereinzelt mal ein Geschäftsessen für die Steuer werden zwar vom Blogkonto bezahlt, sind aber keine Kosten des Blogs im eigentlichen Sinn.
Dieses Blog macht Gewinn. Jeden Monat, seit Jahren. Ein sehr kleiner Gewinn, aber immerhin ausreichend um oben genannte Ausgaben und die Steuerberaterin zu bezahlen.
Mein Blog ist mein Hobby, dass zumindest keinen Verlust in meiner Kasse hinterlässt.
Wenn die Dame mit ihrem Gourmet Blog knapp 5k user am Tag auf der Seite hat und trotzdem letzten Monat null Euro Einnahmen hatte, dann stimmt da etwas nicht. Mit 5k User am Tag kann man Geld verdienen. Leider macht sie das nicht, sondern rechnet sich arm. Das ist schade.
Geschrieben auf dem Handy in der U-Bahn, veröffentlicht mit WordPress für Android
Ja, auch ich bemerkte die Satire nicht und las dementsprechend kopfschüttelnd bei gourmetguerilla.de… Fast hätte ich meinen Kopf verloren! Danke fürs Wiederanschrauben – das hier entspricht doch sehr viel mehr der auch von mir gefühlten Realität. Und Ihr da draußen: Blogger haben echt Spaß am Bloggen, sonst täten sie es höchstwahrscheinlich gar nicht!
Hallo Sven,
der Post lässt keinerlei Rückschlüsse auf mögliche Verdienste zu. Es geht um Kosten, die ein Refinanzieren in den Bereich des Möglichen rücken sollen. Nicht mehr und nicht weniger. Dass diese bei unterschiedlichen Mindsets, Themenschwerpunkten und Blogumsetzungen variieren können, versteht sich von selbst. Viel Spaß noch und liebe Grüße! Mel.
Ich fürchte, dass dein Beitrag die größere Milchmädchenrechnung ist. :-) Denn natürlich gibt es sowas wie „kalkulatorisch Kosten“. Zum Beispiel, wenn ich als Selbstständige statt für Brot und Geld zu arbeiten, Zeit in mein Blog investiere. Und ja, das kommt ab und an vor. Da entstehen mir kalkulatorische Kosten, die ich ansonsten durchaus in bare Münze hätte umsetzen. Mein Stundensatz liegt übrigens deutlich über dem Mindestlohn.
Deine Selbständigkeit hat aber nichts mit Deinem Hobby zu tun. Es hat ja niemand darum gebeten, dass Du das machst. Das ist genauso Deine Entscheidung, wie zu arbeiten, gar nicht oder 24/7. Dann gibts entsprechend Geld, oder auch nicht. Auch vollkommen egal, ob Dein Geld durch einen eigenen Laden reinkommt, oder Du als Arbeitnehmer Geld verdienst.
Es entstehen Dir auch keine Kosten, sondern Du benutzt Deine Zeit schlicht für anderes als Deine normale Arbeit. Und wenn Du halt nicht arbeiten willst, sondern lieber bloggen, dann kann man da auch nicht von Kosten sprechen. Da kann ja jeder ankommen und sagen „Oh, also ich blogge ja 24/7. Tut mir sehr leid, ich kann nicht arbeiten und das kostet soviel. Bitte schmeißt mir Geld hinterher.“
Irgendwie hast Du ihren Post überhaupt nicht verstanden. Sicher dass Dein Job als „Online Marketing Manager“ (ist das nicht nur ein Hobby?) die richtige Wahl ist? Leseverständnis wird da doch wenigstens im Mindestmaß vorausgesetzt, ebenso eine Prise analytische kognitive Fähigkeit. :D
@tom
Eine sehr gute Frage. Angesichts der Themen mit denen ich mich ab und an beschäftigen muss, frage ich mich manchmal, ob ich vielleicht doch zum Gärtner Umschulung sollte.
Ich mache jetzt mal einen völlig utopischen Vorschlag: Kommt mal davon ab, „Lohn“ und „Honorar“ sowie „Stundenlohn“ und „Stundensatz“ als Synonyme zu verwenden sowie Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Vielleicht klappt es dann mit der inhaltlichen Debatte etwas besser ;-)
Hallo Flo, ich würde eher sagen: Aufgrund meiner Selbstständigkeit verwischen sich für mich die Grenzen zwischen Hobby und Arbeit. Gott sei dank! Hobby ist … Angestelltendasein? ;-)))
Ich mag beides. Und verfolge beides mit Leidenschaft. Und warum soll ich dann nicht bei beidem Geld verdienen? ;-)
Ich stimme Tom (huhu, was machst du denn hier?) zu, du hast den Post von Mel nicht so ganz verstanden.
Ob jemand aus purer Leidenschaft betreibt, oder mit finanziellen Interessen, bleibt jedem selbst überlassen.
Für mich steht in jedem Fall fest:
An dem Tag, an dem ich meinen LESERN vorrechne, was das Bloggen kostet, höre ich sofort damit auf und mache eine Pommesbude auf.
Versprochen.
Danke für die Currywurst – jetzt hab ich HUNGER… ;-)