Vor zehn Jahren nach Berlin – Arbeitsloser Freiberufler verabschiedet sich langsam von Berlin

Irgendwann im Juli vor zehn Jahren bin ich nach Berlin umgezogen. Daher gibt es eine Hamburgfreie Woche mit jeder Menge “Kinder war das alles schön damals”.

Frisch studiert, hochmotiviert und keiner wollte mich haben. War das ein Elend alles. Stundenlanges studieren irgendwelcher Steuerschrottsachen, Freiberufler und so, das ist nichts für mich, soviel Kleinkram, dazu hat keiner richtig Plan, niemand da im privaten Umfeld den man fragen könnte, nur Halbwissen überall.

Plötzlich hatte ich dann doch einen Kunden. Eine Kurierfirma. Die wollten dann alles und zahlten für nichts. Es ging um Design und etwas Flash, es wurde um 50 Euro für irgendwelche Buttons gefeilscht und spätestens da keimte ernsthaft der Wunsch auf die Stadt zu verlassen. War das ein Kinderfasching alles. Peinlich wenn ich jetzt daran denke. Um 50 Euro handeln mit einem Kunden der 100 Angestellte hat.

In Berlin klappt das einfach nicht als Freiberufler, zumindest bei mir nicht. Es gibt zu viele und die Preise sind am Boden. Ich näherte mich einer völligen Depression, zwischenzeitlich hatte mein Neben-Jobgeber auch das Gehalt und besonders die Zuschüsse gekürzt. Die Nachtschichten wären dann für vier Euro brutto die Stunde gewesen, so was kann ich aus Prinzip nicht machen. Das störte aber keinen, meine Stelle war schon besetzt bevor ich „Auf Wiedersehen“ sagen konnte.

Ein Praktikum bei einer Agentur in Friedrichshain endete damit dass die vier Geschäftsführer sich zerstritten, hauptsächlich darüber das einer von ihnen mit der Kohle durchbrannte. Mein kürzestes Praktikum ever.

Damit war ich dann, abgesehen von diversen minipillepallejobs arbeitslos und die Bewerbungsphase begann. Deutschlandweit. Die Berliner wollten mich nicht, selbst als Praktikant hatte ich Pech. Diese ganze Dauerkrise hatte auch extreme Auswirkungen auf das Privatleben, die Freundin war an der UdK und bei denen ist ja generell alles eher super.

Dort passieren auch lustige Sachen, da gibt es Videoschnittplätze, irgendwo im Keller. Sie bastelte da an einem Film herum, ich war zu Besuch und plötzlich taucht eine dieser ultrahübschen UdK-Design-Schnitten auf und fragt uns verwundert warum sie ihren zehn Minuten Clip nicht auf Diskette speichern kann. Eine echte 3,5“ Diskette. Da hat man doch keine Fragen mehr oder?

Jedenfalls ging dank meiner schlechten Laune und der Glückseeligkeit an der Uni auch die letzte Beziehung in Berlin in die Binsen. Noch ein Grund mehr zu verschwinden, ich wollte ja unbedingt schicke Webseiten machen, ich konnte aber nicht.

Also wurden Bewerbungen gemacht und die Erste ging nach Hamburg.

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