Der Ritter

Ich erzähle Kind seit einer Weile jeden Abend eine spontan ausgedacht Geschichte zum einschlafen.

Dies ergab sich, aus Gründen, ich weiß gar nicht mehr wieso und warum.

In der Geschichte geht es um einen Ritter.

Der edle Herr Ritter hat keinen Namen, aber ein Pferd und er erlebt jeden Abend ein kurzes Abenteuer.

Damit ich das nicht vergesse und später, wenn ich alt bin (also in einem Monat) noch daran erinnern kann, notiere ich mir den groben Ablauf der Abenteuer.

Das Kind kann sich extrem gut an Details der Rittergeschichte erinnern, besser als ich selbst es kann.

Es war einmal, vor langer, langer Zeit.

Ein Ritter. Mit einem Haus im Wald. Und einer Prinzessin, einer Mutter, einer Tür die nicht aufging, obwohl es Blumenkohl zum Mittag gab. Einem Baumstamm auf dem Waldweg, der den Weg zum Strand versperrte, ein Piraten am Strand, eine wilde Keilerei, ein Schwert, ein Papagei, ein Indianer, der allen Bescheid gibt, dass die Suppe endlich fertig ist, ein wilder Ritt vom Strand zum Haus, einer Oma, Prinzessin und Drache im Wald.

*Das war vor etlichen Monaten. Nach ein paar Wochen Pause ging es weiter mit einem Ritt zum Schloss*

Ritter reitet zum Schloss, trifft den Goldesel, der, sehr zur Freude vom Kind, Dukaten scheisst. Das Tor war zu, ein Schlüssel wurde gesucht und gefunden, ein Löwe tritt auf, wird aber durch den Goldesel zügig abgelöst. Ritter findet Schatzkammer, die nur der Ritter sehen kann, die sich von alleine auffaltet, im Dunkeln leuchtet und den Weg zu einem SCHATZ zeigt.

Der Schatz ist bei drei Burgen mit je drei, zwei, einem Turm zu finden. Ritter reitet los, mit Pferd, kommt in den Wald, sagt der Oma Gute Nacht, fegt ihre Kammer und findet eine Spinne im Klo.

Im dunklen Wald trifft der Ritter den ROTEN FLUSS, der alles für immer rot einfärben, dass mit seinem Wasser berührt wird. Der Ritter findet das doof und reitet am Flussufer entlang und sucht einen weg über den Fluss. Er sieht Baumhäuser. Viele Baumhäuser, hoch oben in den Bäumen, die fast bis zum Himmel wachsen. Ritter wird von den Dwarfs umgehauen. Kleine Kerle mit roter Haut, die aus Holz bestehen und knapp Hüfthoch sind.

Die sind aber voll nett, aber nur einer kann mit dem Ritter reden, alle anderen reden klickerdiklick-Sprache, die kann der Ritter nicht. Der eine zeigt dem Ritter eine Karte mit einem Weg über den Fluss. Bei den kalten Bergen. Da soll er über den Fluss kommen. Er schenkt den Dwarfs zum Dank Schokolade und einen Apfel und die essen die Schokolade und gehen ohne Zähneputzen ins Bett, bekommen deswegen den Holzwurm. Doofe Sache, aber der Ritter ist inzwischen bei dem kalten Hügel angekommen, den die Dwarfs für einen Berg halten.

Da steht ein Skelett (*funktioniert nicht, wenn der Zuhörer nicht weiß, was ein Skelett ist*). Das Skelett ist ein Fährmann, hat aber kein Boot, der Ritter muss sich das Boot vorstellen und erst dann erscheint ein Boot. Nach vielen hundert Jahren ist der Ritter der erste, der das schafft. Boot erscheint, Skelett freut sich, paddeln los, Pferd und Ritter sitzen auf der Bank und essen Flips.

Plötzlich ein Loch im Boot, großer Alarm, der Ritter klettern auf dem Stuhl, damit er nicht nass wird mit dem Wasser aus dem roten Fluss. Als das Boot fast untergegangen ist, hebt eine Schildkröte das Boot hoch und bringt alle zum andern Ufer.

Der Ritter freut sich, reitet weiter und kommt auf in die Kling-Klang-Steppe. Überall Wiese, die bei jedem Schritt einen Ton erzeugt. Je weiter die beiden auf die Wiese reiten, desto lauter wird es. Es gab auch eine Rast, aber ich weiß nicht mehr, was sie da gemacht haben. Die Töne der Wiese werden so laut, dass der Ritter sich Ohrenschützer strikt mit Schafwolle von Schafen auf der klingklangwiese. Denn nur deren wolle hält den Krach aus. Das Pferd bekommt auch welche.

Die Musik wird so laut, dass sie die Donner nicht hören, die aus dem Donnerwald herüber wehen, und plötzlich stehen die beiden mitten in einem furchtbaren Gewitter. Der Ritter baut einen Blitzableiter aus einem Baum, seinem Helm und einer Schnur und die beiden kommen durch den Donnerwald.

Endlich sehen sie die Burg mit dem einem Turm. Laut der Karte ist es nicht mehr weit bis zum Schatz, von hier kann er die Burg mit den zwei Türen sehen, und von dort die mit den drei Türmen und da ist dann der Schatz.

Leider ist die Tür abgeschlossen und es macht niemand auf. Den ganzen Tag versucht der Ritter, ins die Burg zu kommen, aber nix zu machen. Erst als es dunkel wird, hört er, wie jemand von innen die Tür öffnet. Knaller. Es ist der Dwarfs von neulich, der die Tür öffnet.

Der kleine Kerl gibt dem Ritter ein Rätsel auf. Nur wenn er es schafft, auf den Turm zu kommen (der ist so hoch, bis fast in den Himmel) verrät er, wie es weiter geht. Der Turm steht auf einem Platz, hat keine Treppen und keine Leiter, aber da weht ein Wind um den Turm. Der Ritter, der alte Fuchs, wirft Laub in die Luft und schwupps, ist da plötzlich eine Laubtreppe um den Turm herum.

Ritter geht die Treppe hoch, der kleine Dwarf ist stinke sauer, Ritter sieht oben die zweite Burg, die mit den zwei Türmen. Aber ach, oh Schreck, zwischen dem Ritter und der zweiten Burg ist ein Meer. Das wird ja was.

Als der Ritter wieder runterkommt ist der Dwarf nicht mehr sauer, sonder freut sich, dass endlich jemand dieses uralte Rätsel gelöst hat. Auf die Idee mit dem Laub ist vorher noch niemand gekommen. Zum Dank will er den Ritter begleiten und ihm helfen, über das Meer zu kommen.

*an einem der folgenden Abende haben wir eine Ewigkeit im Bett gelegen und uns gezirpst, wie wir in der Familie sagen. Pups-Geräusche auf dem Bauch (Backe, Arm, etc) machen, Mund drauf, pusten, Lachkrampf. Wir hatten Spaß, stundenlang. Das hat, im Detail, mit dem folgenden Abenteuer zu tun*

Die drei (Ritter, Pferd, Dwarf) kommen zu den STINKENDEN SÜMPFEN (Bäääh), in denen es nach STINKEMAUKEN und HUNDESCHIETER riecht. Es mockert ungemein, sie halten das kaum aus. Jedes Mal, wenn das Pferd einen Schritt im Sumpf geht, pfurzt der Schlamm im Sumpf und es stinkt ungeheuerlich. Der Ritter findet ein Schaf, nimmt sich ein wenig Wolle und häkelt einen Nase-Mundschutz für das Pferd, den Dwarf und sich selbst. Sie kommen dann wohlbehalten durch den STINKESUMPF und stehen vor dem Meer.

Auf der anderen Seite sehen sie die Burg mit den zwei Türmen. Prima. Aber ach, der Ritter kann gar nicht schwimmen, er war nie beim Mini-Club im Schwimmbad und hat nie Schwimmen gelernt. Der Schlingel. Außerdem hat er eine schwere Ritterrüstung an, da helfen auch keine Schwimmflügel, der Ritter ist zu schwer, er wiegt HUNDERTKILO, schwerer als Papa (*hust*), sie können nicht schwimmen, sie müssen sich ein Boot suchen oder jemanden finden, der sie über das Wasser bringt.

Sie laufen los und laufen und laufen und während ich keine Idee habe, wie sie über das Wasser kommen sollen, fällt eine Tasse auf den Fußboden und siehe da, der Ritter sieht etwas glitzern im Sand. Da vorne, bei den Steinen, im Wasser, liegt eine Tasse.
Eine Tasse aus Glas, ganz durchsichtig, man kann durch sie hindurch sehen und der Ritter freut sich, so etwas Hübsches hat er schon lange nicht mehr gesehen.

Er hebt die Tasse hoch und schwupps, die Tasse wird riesengroß. So groß, beinahe wie ein Haus. Und gucke da, da ist eine Tür an der Seite, wie praktisch denkt der Ritter und die drei steigen in die Tasse ein. Der Ritter schließt die Tür, sie freuen sich und treiben auf das Meer hinaus.

Schwimmen in einer Tasse, der Ritter ist wirklich blitzgescheit, darauf muss man erst mal kommen.

Aber ach, der Ritter hat gar keine Ruder dabei. Was für ein Mist, er sagt ganz viele schlimme Wörter, so viele, dass sich der Dwarf die Ohren zuhalten muss und das Pferd wiehert. Ist der sauer, Mann Mann.

Die Tasse schwimmt im Meer umher und treibt natürlich nicht zum anderen Ufer mit der Burg mit den zwei Türmen, nein, sie treibt auf eine Insel zu, die in einer ganz anderen Richtung liegt.

Die Traumzauberbauminsel. Eine besondere Insel, deren Sand aus Sternschnuppen besteht, die alle nur hier angespült werden. Der Sand ist so besonders, sogar der Sandmann holt sich seinen Sandmannsand von dieser Insel.

Nach stundenlanger Fahrt kommen die drei auf der Traumzauberbauminsel an. Das Pferd und der Dwarf schlafen schon, so langweilig war denen. Der Ritter trägt die drei an den Strand und legt sich selbst dazu und schläft ein.

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5 Gedanken zu „Der Ritter“

  1. Patsy Jones über – ach, auch egal. Einfach lesen.
     
    Kiki schreibt gegen Radikalität an.
     
    Kürzlich las man irgendwo die Forderung nach der Abschaffung des Feuilletons, hier im European nun die Forderung nach der Abschaffung aller anderen Teile der Zeitungen.  Richtig so, ich klicke mich morgens auch durch alle wichtigen Feuilletonseiten, nicht aber durch die News-Bereiche. Nicht aus Bildungsdrang,  aber im Feuilleton wird einfach mehr und eigenständiger gedacht und das macht einfach mehr Spaß. Die übliche Agenturmeldungsabschreiberei kann man quer lesen, reicht völlig aus, eine Theaterezension ist aber meist noch ein Text, auf dem jemand etwas länger herumüberlegt hat, da lohnt sich der Becher Kaffee dabei wenigstens.
     
    Ein Anwalt schreibt  über die rechtlichen Aspekte von Produktzusendungen an Blogger. Könnte der eine oder andere ja mal brauchen.
     
    Giardino über Kinder in Deutschland und eine irische Mutter.
     
    Novemberregen über Handynutzung in Kindergärten unterhalb der Mittelschicht.
     
    Ein Text über Menschen ohne Strom in Athen. Und Schulen ohne Heizung und Licht.  In der EU. Quasi ein paar Meter weiter.
     
    Sachdienliche Hinweise zum vollsten Vertrauen.
     
    Judith Holofernes mit drängenden Fragen zum Maki.
     
    Sven erzählt seinem Kind strukturierte Geschichten mit übersichtlicher Handlung. Sehr löblich.
     
    Allerheiligentraditionen sind mir gänzlich fremd. Hier einige spannende Einblicke in die Rituale süddeutscher Brüder und Schwestern.
     
    Leo Gutsch über E-Zigaretten und das Leben ohne Kick.
     
     
     

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