Nach den vielen Videospiel- und Mädchenartikeln kommt jetzt endlich wieder echter Hamburg vs. Berlin Inhalt.
Vor ein paar Tagen in einer netten Lokalität in Hamburg. Es gab Flammkuchen, Jever und man schnackte so vor sich hin.
Ich kam direkt vom Rechner, war noch etwas verklickt und lauschte mit halben Ohr den Gesprächen um mich herum. Es ging, wie so oft in Hamburg, um Arbeit, Jobs, Verträge, Medien und diesen ganzen Kram.
Einige der am Gespräch beteiligten hatten gerade neue Jobs gefunden und es wurde fröhlich bewertet und analysiert. Irgendwann hörte ich dieses böse Wort „Zeit-Vertrag“.
Aha. Da ist die neue Stelle also doch nicht so der Knüller wie ich dachte. Es wurde weiter gemurmelt, in Gedanken sitze ich noch vorm Rechner und bastel an einem Typo3 Projekt herum, während immer wieder dieser „Zeit-Vertrag“ auftaucht.
Irgendwann konnte sich Kerl A nicht mehr halten und mit seinem laut ausgerufenem „Echt? Sie hat einen Zeit Vertrag? Das ist ja unglaublich!“ Beitrag war ich dann dezent verwirrt, ist man als Berlin-Arbeitsgeschädigter doch eher der Meinung, dass ein Zeit-Vertrag nicht die ultimative Anstellungsform darstellt.
Allgemeine Erheiterung, irgendwie freuten sich alle, man konnte es gar nicht glauben. Ein echter Zeit Vertrag.
Ein Zeitvertrag, ein befristetes Arbeitsverhältnis, ein Job mit nur Ein- maximal Zweijähriger Perspektive, das kenne ich aus Berlin zu genüge, mein halber Bekanntenkreis ist befristet angestellt und in der Regel sind alle davon eher sehr genervt.
Ich hatte auch diverse Male das Vergnügen befristet angestellt zu werden, als Betreuer im Dienste eines Erzieher habe ich für jeden einzelnen Dienst einen befristeten Vertrag bekommen und besitze dementsprechen mehrere Ordner von den Dingern.
Daher habe ich die große Freude um mich herum natürlich nicht verstanden und klinkte mich ins Gespräch ein.
Denn hier trumpft Hamburg richtig auf.
Auf der ganzen weiten bösen Welt ist der Zeit-Vertrag eben das, als was man ihn kennt, ein befristetes Arbeitsverhältnis mit, in der Regel, Null-Perspektive.
In Hamburg ist der „Zeit Vertrag“ ein unbefristeter Vetrag bei der Zeit. (Dieser Verlag mit der dicken Wocheneitung)
Aus den Erzählungen an diesem Abend schliesse ich, dass man im Falle eines unbefristeten Zeit Vertrages in einen ähnlichen Zustand verfällt der dem Schlaraffen-Land nicht unähnlich ist. Zumindest für die schreibende Zunft.
Dort wird wohl in Milch gebadet, es gibt tolles Essen, Prämien bis zum Umfallen, dazu noch Boni und manchmal auch Prämien-Boni, scheinbar wächst dort das Geld an den Bäumen und zur Weihnachtszeit bestehen sämtliche Wände aus Schokolade und jeder kann naschen bis zum Umfallen, dazu sind alle permanent nakisch und betrunken, haben drei Kindermädchen, drei Affären und drei BMWs.
Vielleicht habe ich auch etwas übertrieben, aber irgendwie klangen die Beschreibungen des Zeit Vertrages ähnlich dem Zustand der Saloppen Katatonie.
Erstrebenswert so ein Zeitvertrag. So erstrebenswert, dass die Leute, wie mir erzählt wurde, ganz komische Sachen machen um an so einen vertrag zu kommen.
Klüngel ist Kinderfasching dagegen, ich darf aber leider nichts erzählen.
So, allein für die Stunde Gespräch in der ich das mit dem Zeitvertrag nicht kapiert habe bekommt Hamburg Punkte.
Der Zeit-Vertrag in Hamburg ist so wunderbar-dufte-urst-knorke-mega-fetzig-toll, dafür gibt es 1000 Punkte.
Zeit Vertrag Hamburg vs. Berlin 1000:1
Das klingt gut, aber ist für Hamburg doch auch nicht unbedingt repräsentativ. Die Zeit hat schließlich die große Medienkrise erfolgreich überwunden und verkauft sich wie geschnitten Brot. Warum sollte man dann nicht auch den Mitarbeitern ‚mal einen unbefristeten Zeitvertrag zukommen lassen?
Dennoch: Hamburg hat schon irgendwie verdient gewonnen.