Danke liebes Internet. Das war grandios.
Kurze Blick zurück. Damals, am 13.9. wurde dieses Foto gebloggt. Das wurde weiter verbloggt, u.a. bei Nerdcore und Spreeblick und war eigentlich, wie unzählige weitere Themen im Netz, bereits durch. Treu nach der Maxime: Gesehen, gelesen, gelacht, gelöscht vergessen.
Aber diesmal war das irgendwie anders. Das Plakat erschien wieder auf dem Radar der Internetfuzzies. Jonny Haeusler schrieb:
Am Donnerstag versuchten einige Spreeblick-Leserinnen und -Leser, den Witz zu erklären, obwohl man das ja generell nicht machen soll. Edgar hatte dann die Idee zu einem Flashmob beim Besuch der Kanzlerin in Hamburg am Freitag Abend, eine Idee, die via Twitter schnell Begeisterung auslöste. Außerdem tauchten erste Rufe nach einem Song auf.
Quelle: Und alle so: Yeaahh – Flashmob in Hamburg [Update]
Ich fand das ebenfalls lustig und schrieb einen Artikel über das Plakat und die Kanzlerin. Meine erste Wahlveranstaltung zur Bundestagswahl 2009 dann ausgerechnet bei der CDU. Ich hetze am Freitag nach einem anstrengend Tag zum Gänsemarkt. Gedränge, Geschiebe, schon 19 Uhr, keine Kanzlerin in Sicht, der Gänsemarkt war sehr voll, erstaunlich wenig Polizei in Sicht und das Publikum war in großen Teilen schon sehr deutlich CDU.
Ich suchte mir einen Platz, fand aber nur eine Lücke hinter einem Wahlplakat der Linken mit Sicht auf einen CDU Ballon und eine Fahne der Piratenpartei. Politik, wo ich hinsah, aber deswegen war ich ja da.
Keine Kanzlerin in Sicht, stattdessen spielte eine semi-schlechte Band ABBA Songs, unter anderem „Waterloo“. Alle 5 Minuten sagte der Moderater, dass die Kanzlerin „gleich“ kommt.
Anstatt der Kanzlerin sprachen dann erstmal irgendwelche Lokalpolitiker, ich glaube es war Ole von Beust und noch jemand, dessen Namen ich aber wieder vergessen habe.
Hier ging es dann los mit den „Yeaahh“ und ich konnte es kaum glauben. Ole erzählt etwas und das Publikum ruft nach fast jedem Satz relativ laut „Yeaahh“. Die Situationskomik wurde erheblich gesteigert durch den Umstand, dass sich die Herren auf der Bühne tierisch über den Jubel freuten, was die „Yeaahh“-Rufe nur lauter werden lies.
Was habe ich gelacht. Kann man sich gar nicht vorstellen. Da stand ich mitten auf dem Gänsemarkt im ansonsten stocksteifen Hamburg und das Volk schafft einen solch wundervollen Moment im langweiligsten Bundestagswahlkampf der Welt.
Wundervoll, grandios, einzigartig.
Gänsehaut am Gänsemarkt mit Freudentränen.
Irgendwann erschien dann die Kanzlerin. Ich muss Respekt für den Umstand zollen, dass sie ihre Rede ohne jede Miene oder eingeschummeltes „Yeaahh“ einfach so vorlas. Nicht schlecht, uns Ole von Beust hätte das nicht geschafft.
Bis der „Yeaahh“-Effekt bei der Kanzlerin richtig zündete mussten die Atomkraftgegner und besonders der Arsch mit der Trillerpfeife direkt hinter mir erstmal ordentlich Alarm machen. Mit Plakaten und scheiß Trillerpfeifen und jeder Menge Buu-Rufen war Frau Merkel erstmal unhörbar, selbst die „Yeaahh“-Rufe gingen im Trubel unter. Nach einigen Minuten nahmen die Atom-Gegner ihre zahlreichen Plakate wieder runter und schlossen sich der „Yeaahh“-Fraktion an. Ab da wurde es dann legendär.
Das Timing war oftmals schlecht, aber einige „Yeaahh“ waren schlicht perfekt. Nach Sätzen wie „Wir haben 5 Millionen Arbeitslose“ ein jubelndes Publikum zu hören ist einfach lustig.
Auf Twitter feiern sich die Internetfuzzies selbst und selbst der Spiegel schreibt: Merkel in Hamburg – und alle rufen „Yeaahh“
Sehr nett war auch der Kommentar eines älteren Herren zum Ende der Rede:
Hier war viel mehr Stimmung als bei Steinmeier
Quelle: unbekannter Opa aus der CDU Hauptwählergruppe der alten Säcke auf dem Gänsemarkt in Hamburg
(in diesem Moment hatte der Spaß bei mir ein Loch, fiel mir doch ein, dass sich die CDU sicherlich einen Ast freut darüber, dass wir sie bejubeln und 90% im Publikum den Spaß nicht im Ansatz verstehen).
Wer sich das selbst ansehen will, nach dem Klick auf „weiterlesen“ weiter unten gibt es ein paar Videos. Ich kaufe mir jetzt erstmal das T-Shirts dazu und verteile die Punkte.
Heute ist das eine glasklare Sache, Hamburg gewinnt Haushoch. Die Kanzlerin war da und alle so „Yeaahh“ – Hamburg vs. Berlin 6000:0
Berlin kann das aber noch toppen. Wahlkampfabschlussveranstaltung: Samstag, 26. September 2009 – 12:00, Berlin, Arena Treptow. Da kann die Hauptstadt dann mal zeigen was sie kann. Hamburg hat hier ausnahmsweise mal etwas vor Berlin geschaffen und die Berliner können nur gelangweilt nachziehen. Nochmal, danke liebes Internet. Das war grandios.
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