Gestern tauchte in meinem Internet folgende Meldung auf:
Kirchtürme zu WLAN-Antennen: Evangelische Kirche will 3000 offene Hotspots einrichten
Mein erster Gedanke war „Toll, endlich passiert in Berlin mal was“.
Jetzt, einen Tag später, rege ich mich wahnsinnig auf.
Aber hallo.
Nicht über die Kirche oder das WLAN, aber über die Sache an sich.
Denn die Kirche ist von allen bekannten Institutionen hierzulande wahrscheinlich die, die sich mit Abstand am langsamsten bewegt und ändert. Ist polemisch, klar, aber 2000 Jahre Geschichte im Nacken machen eher unflexibel.
Und ausgerechnet die Kirche, dieser massive, riesige, komplizierte Tanker mit all seinen Prozessen und Entscheidungen, die größtenteils unlogisch sind, ausgerechnet die wollen in Berlin großflächig freies wlan machen. Wtf?
Da wundere ich mich, lache mich verzweifelt kaputt und verliere jeglichen glauben in die Kraft der Veränderung der Politik.
Denn freie Internet ist im Kern erstmal nur eine Sache: Zugang zu Wissen. Zum Wissen der Menschheit, zum Wissen, wie es Freunden geht, zum Wissen, was gerade in der Welt passiert.
Das das jetzt ausgerechnet von der Kirche und nicht von Schulen, Bibliotheken, Universitäten, Rathäusern, Behörden, Kindergärten und allen anderen, öffentlichen Einrichtungen jeglicher Art geliefert wird, ist ein solcher Witz gigantischen Ausmaßes, mir wird beinahe ganz schwindelig.
(Anmerkung. Falls Sie es noch nicht bemerkt haben sollten, die Kirche ist nicht der hellste Stern am Wissen-für-alle Himmel. Schauen Sie im Internet nach. Wissen und Kirche, befinden sich, nun ja, zumindest mal in einem Spannungsfeld.)
Aber bitte nicht falsch verstehen. Wie gesagt, ich begrüße die Entscheidung der Kirche ausdrücklich. Ja, ich wirke da sogar aktiv mit.
Nicht in Berlin, sondern in Hamburg, im kleinen, hier im Stadtteil. Auch hier hat die Kirche das mit dem Internet verstanden und es gibt jetzt drei weitere Freifunk WLAN Router zum bereits vorhanden, einen Router.
Das passiert hier auf lokaler Ebene und das ist gut so. Davon profitieren trotzdem erstaunlich viele Menschen. Ich hätte nicht gedacht, dass WLAN in der Kirche doch so viele Nutzer findet.
Falls Sie Kontakt zu ihrer Gemeinde haben – nutzen Sie diese Gelegenheit. Springen sie auf den „wir machen jetzt auch wlan“ Zug auf. Am einfachsten und gleichzeitig sichersten geht das zur Zeit mit Freifunk (das ist keine Rechtsauskunft. Fragen Sie jemandem, der sich damit auskennt, das Stichwort hier ist „Providerhaftung“.)
Der Kirchturm an sich bietet sehr gute Möglichkeiten für ein wlan, fragen Sie gerne bei freifunk nach, insofern macht es Sinn, zusammen mit der Kirche, die an zentralen Orten sehr präsent ist, das leidige Thema wlan in Deutschland weiter voran zu bringen.
Es hätte einen gewissen Witz, wenn ausgerechnet die Kirche das schafft, was Politik, Wirtschaft, Bildung und alle anderen beteiligten Parteien seit Jahrzehnten nicht einmal ansatzweise auf die Reihe bekommen.
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