Ergänzung zu: Hallo, 2013! Introducing: Das Filmprojekt. und Filmempfehlungen.
Mit Abstand beeindruckendestes Kinoerlebniss:
Apocalypse Now – Redux (Trailer deutsch).
In einem voll besetzten Kino gesehen. 500 oder 100 Leute, spielt aber keine Rolle. Natürlich hatte ich Apocalypse Now vorher bereits auf Video gesehen, aber nicht im Kino. Im Kino war das eine völlig andere Nummer. Eine überwältigende Bilderflut. Das hat mich und alle anderen im Kino doch getroffen. Als der Film zu Ende war hat niemand geredet. Kein einziges Wort. Nix. Nada. Ruhe. Stille. Alle blieben sitzen. Langsam begann das Geraschel von Jacken, Taschen und Schuhen auf Teppich, aber niemand sagte ein einziges Wort. Ich konnte auch nix sagen, ich war völlig neben der Spur. Der Film im Kino ist ein komplett anderes Erlebniss als auf Video. Das habe ich seitdem so nie wieder erlebt. Ein schweigender Kinosaal, eine schweigende Masse, die sich sehr langsam und nachdenklich aus dem Kino bewegt. Werde ich nie vergessen und höchstwahrscheinlich auch nie wieder erleben.
Größtes aus dem Nichts aufgetauchtes Film-Phänomen:
The Sound of Music (The Sound of Music – Trailer).
In Berlin, mit einer in einem Café kennen gelernten Amerikanerin, auf deren aufgrund eines Schuhkaufanfalls gekauften zahlreichen Schuhtüten ich aufgepasst habe und die sie gegen ein Date wieder zurück bekam, erzählte ich von Moulin Rouge und dieser einen Textzeile „the hills are alive with the sound of music“.
Damals, ich war jung und sah noch aus wie Ewan McGregor, behauptete ich, dass diese Textzeile von den Beatles stammen müsste. Worauf hin mir die Amerikanerin den ganzen Abend lang Lieder aus „The Sound of Music“ vorsang. Auswendig. Einfach so. Selbst ihr Sohn konnte etliche Lieder davon singen.
Allerdings hatte ich zuvor noch nie etwas von diesem Film oder der Musik gehört. Das fand ich faszinierend. Der Film selbst ist ganz nett, aber die Musik, die Musik ist ganz groß. mehr geht nicht, ausser bei Moulin Rouge.
The Sound of Music ist in Deutschland und Österreich größtenteils völlig unbekannt, bestimmt aber witzigerweise das Bild über uns in der Welt maßgeblich mit. Je mehr man dazu liest, desto verrückter wird es. Der Film funktioniert NUR in englisch, auf deutsch nennt sich der Film „Meine Lieder, meine Träume“, ja, das klingt bescheuert und ist ein lachhaft zusammengeschnittener Schwachsinn.
Egal was ich dazu lese, es ist unglaublich, dass ich zuvor nichts davon gehört habe.
–An Unclaimed Country
–300.000 Gäste kommen nur wegen des Films
–The Sound of Music Wikipedia EN
–The Sound of Music Wikipedia DE
–Movie vs. Reality: The Real Story of the von Trapp Family im Nationalarchiv
–The Sound of Music
Faszinierend auch die Trivia in der IMDB oder die dort gelisteten 469 Erwähnungen von Sound of Music in anderen Filmen.
Ein für mich aus dem Nichts aufgetauchtes Stück Popkultur, dass scheinbar die gesamte Welt kennt, aber in Deutschland nicht vorkommt. Faszinierende Welt. Immer wieder.
Mit Abstand lustigstes Kinoerlebniss:
Die nackte Kanone (Trailer Naked Gun, englisch).
In irgendeinem vollbesetzen Riesenkino in München gesehen. Da flog Popkorn ohne Ende durch den Saal. Das war eine riesen Gaudi, ich hatte es bis dato nicht erlebt, dass Massen von Leuten im Kino mit Popcorn um sich werfen. Vor dem Film und sogar im Film. Dazu etliche komatöse Lachanfälle im Publikum. Die Leute sind fast gestorben vor Lachen. Ernsthaft, es mussten Leute rausgehen, weil sie nicht mehr lachen konnten konnten vor lachen. In der Gruppe funktioniert Klamauk zum Glück sehr gut. Ein ganz großer Spaß. Ich hatte nur wenige so lustige Kinobesuche wie diesen. Ausserdem ist und bleibt die nackte Kanone lustig, ich kann immer noch darüber lachen (allein der Bieber-Witz. Sensationell).
Film mit lebenslangem Nachgang:
Memento (Trailer deutsch).
Ein Meisterwerk. Völlig unterbewertet. Topp-100 irgendwas Filmlisten ohne Memento kann ich nicht ernst nehmen. Ich schaue den Film und bin in genau der gleichen Position wie der Protagonist, da ich mich natürlich auch nicht an alles erinnern kann. Ich als Spielball des Films. Immer wieder ein Genuss und einer der Filme, zu denen ich NIEMALS etwas im Internet lesen werde, ich will den Zauber nicht auflösen. NIEMALS. Ich will gar nicht wissen, was genau im Film passiert, bzw. wie es passierte.
Schönste Erinnerung an einem Film:
Aladdin (Trailer, leider nur in englisch).
Auch dieser Film ist völlig unterbewertet. Aladdin war nach Arielle, die Schöne und das Biest der dritte Film in der „neuen Blüte“ von Disney. Ich liebe diesen Film. Die Musik. Der Gesang. Die Dialoge. Das Timing. Die Animation. Der Witz. Die Späße. Der arme Junge verliebt sich in das reiche, unerreichbare Mädchen. Das ist der Stoff, aus dem die Träume sind. Eine Wunderlampe. Ein Geist aus der Lampe. Märchen aus 1001 Nacht. Ein fieser Bösewicht. Ein Affe und ein fliegender Teppich als Sidekick. Babylonische Tupperware. Alles sensationell toll.
In deutscher Sprache genauso gut, wenn nicht sogar besser.
Aladdin erschien 1992. Damals gab es dazu passend ein wundervolles Spiel auf dem Megadrive und dem SNES. Zwei sehr ähnliche Spiele, die meine Schwestern und ich zusammen mit großem Spaß gespielt haben. Hach.
Aladdin ist meine Jugend. Es gibt nicht viele Filme bei denen ich gefühlt jede Textzeile auswendig kann.
–Aladdin bei Schnittberichte.
–Aladdin (Film) in der Wikipedia DE
–Aladdin (1992 Disney film) in der Wikipedia EN
Film mit dem meisten „Ach? Guck an!“:
Damit hat alles angefangen. Fantasia.
Damals, als Kind, habe ich Fantasia als VHS bekommen. Keine Ahnung, wieso und warum, ich hatte den irgendwoher und fand den Film komisch. Schöne Musik, aber so anders als alles andere. Ich habe ihn meinen Freunden ausgeliehen und sie haben mich ausgelacht. Wie schlecht der Film doch wäre, Mickey Mouse nur für ein paar Minuten zu sehen, den Rest hätten sie vorgespult. Das habe ich nicht verstanden und seitdem liebe ich diesen Film, zeigt er mir doch, dass es mehr gibt als das, was ich auf den ersten Blick erkenne. Das es manchmal länger dauert etwas zu verstehen. Das Musik auch gezeichnet funktioniert. Das ich das im Film gefühlte nur schwerlich mitteilen kann.
Allein die erste Szene im Film (Toccata and Fugue in D Minor auf YouTube – wer da vorspult, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank, das muss man am Stück sehen). Dieser Moment, wenn der kleine Sven vorm TV sitzt und zum ersten mal erlebt, dass klassische Musik, also die Art von Musik von der er bis dahin keine Ahnung, keinen Bezug und keinen Platz im Leben hatte, dass zu dieser Musik gezeichnete Striche durch Wolken tanzen, dieser Moment war für mich in der Tat einer der großen Momente im Leben.
Heute beeindruckt mich das immer noch sehr. Damals war die Welt im Krieg und trotzdem gab es Menschen, die so etwas wundervolles, aussergewöhnliches, neues mit so viel Liebe erschaffen konnten.
Fantasia aus dem Jahr 1940 und war höchstwahrscheinlich der erste Film, der Abendfüllend Musik bebildert. Klassische Musik hören und gleichzeitig Bilder oder teilweise sogar eine Geschichte sehen. An diesem Film ist vieles anders. Fantasia hat z.B. keinen richtigen Vorspann. Heutzutage ist das nichts besonderes, aber das war damals aussergewöhnlich, bzw. kaputt in den Augen der Zuschauer.
Diese und die vielen anderen Kleinigkeiten (siehe Wikipedia-Fantasia) waren 1940 zu viel für die Menscheit; der Film war ein Flop an der Kasse.
Fantasia ist kein Film für eine Top-10 Liste der Filme, aber für mich persönlich ist Fantasia einer der größten Filme überhaupt.
Nebenbei ist Fantasia auch einer der wenigen wirklich zeitlosen Disney-Filme.
So lange es Orchester gibt, solange funktioniert dieser Film. Das ist beim Dschungelbuch oder Tarzan anders.
Zum Schluss die beiden letzten Szenen aus Fantasia. Das ist von Disney, aber keine Sorge, dass da ist nicht Hannah Montana, das ist etwas völlig anderes.
Ein schönes Ende für einen Artikel.
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