Meine erste Wahlveranstaltung – Hamburg vs. Berlin

Ich war bei Herrn Nauman und Herrn Wowereit.

Die beiden sollten heute in St. Georg zusammen Werbung für die SPD zur Wahl machen.
Aufgrund der Tatsache, dass ich da den Regierenden aus Berlin und den potentiell neuen Bürgermeister aus Hamburg treffen konnte, bin ich extra von der Wordcamp08 Lesung abgehauen.

Was für ein Fehler. Ich habe eine Bloglesung verpasst, die garantiert sinnvoller gewesen wäre, als diese Wahlveranstaltung.

Versteht mich nicht falsch. Ich habe ja nichts gegen die SPD und schon gar nicht gegen Naumann oder Wowereit, aber Kinnings, mal im Ernst, mit so einem Quatsch gewinnt man keine Wähler.
In der Kirche in meinem Heimatdorf gibt es mehr Service als auf eurer Wahlkampfveranstaltung.

Es war voll, die Luft war schlecht, es gab zu wenige Sitzplätze und niemand von den vielen, vielen SPD-Menschen, leicht erkennbar an ihren roten Westen und daran, dass sie ständig nur mit Ihresgleichen reden, kümmerten sich absolut Null um die Gäste dieser Veranstaltung.

Verdammt noch mal, was soll das? Wir haben 2008, ich will, dass jemand einer alten Dame zum Platz hilft, ich erwarte, dass jemand Stühle aus dem Nichts herzaubert, wenn 200 Leute stehen müssen, die Aufmerksamkeit hat gefälligst auf den Gästen zu liegen und nicht auf dem Umstand, welcher SPD Horst jetzt kommt, wer was mit wem hat oder wer nicht kommen kann.

Das war das Hauptthema der Raucher vor der Tür. Geläster über SPD Mädchen vom Feinsten. Alter Schwede, was für ein Quatsch. Die haben sich kein Stück für die Veranstaltung interessiert. Selbst Cindy aus Marzahn wäre als Begleitung für so etwas besser gewesen als dieser Schwimmverein Kegelklub Kindergarten Haufen Teenager.

Aber der Reihe nach.

Als ich ankam, war es recht voll, meine Frage nach WLAN wurde nach langem, verwirrten Nachfragen mit „leider nein“ beantwortet und mit einer viel zu salzigen Brezel kuschelte ich mich in die hinterste Ecke. Ich wollte eigentlich nur Wowi und Naumann sehen, stand ja auch groß auf den Plakaten.
Treffen sie Naumann und Wowereit. So in etwa.

Beim Bretzel knabbern schoben sie jede Menge alte Säcke durch die sich gegenseitig dissenden Teenagern um noch einen Platz zu ergattern.
Warum hat niemand mit denen geredet? Warum lasst ihr die Leute in solchen Selbstverständlichkeiten so hängen? Es wurde gedrückt, geschoben, die Alten meckerten und ich knabberte weiter an meiner Brezeln und twitterte fleißig vor mich hin.

Dann kam eine Moderatorin. Hübsch angezogen, hat schon mal ein Mikro in der Hand gehabt, aber sie sagt, dass Wowereit erst in 30 Minuten erscheint. Er ließe sich von Herrn Naumann noch St. Georg zeigen. Das war natürlich geplant, denn es kam dann irgendein Bezirks-bla-Typ auf die Bühne und erzählte irgendwas von der Bausubstanz in St. Georg.

Hat natürlich alles seine Berechtigung und seinen Sinn was er erzählte, aber verdammt noch mal, auf dem Plakat stand Wowereit und Naumann, nicht Horst Interessiertmichnicht aus St. Georg. Als dann noch ein Bezirksirgendwas auf die Bühne kam, mir vor plötzlicher Langeweile schon die Bretzelkrümel aus dem Mund fielen, bin ich dann rauchen gegangen und das war ein großer Fehler.

Da konnte ich dann den SPD Teenagern zuhören, wie sich ganz wundervoll übereinander lästerten. Großes Tennis ist das in der Politik.

Da kommt jemand durch den Hofeingang der Schule, es werden Sachen gesagt, die ich hier nicht wiedergebe und dann ist das Herr Neumann, der Fraktionsvorsitzende der Hamburger SPD. Den hatte ich zufällig auf dem Wordcamp08 getroffen (siehe WordCamp 08: Politik und Blogs) und scheinbar hat der das Internet irgendwie verstanden, im Gegensatz zu den mit sich selbst beschäftigten SPD-Teenagern.

Die lästerten dann weiter und als sie sagten, dass Naumann sowieso nicht vor einer Stunde auf der Bühne erscheint, bin ich dann gegangen.
Kein Foto mit Naumann, Wowereit und mir. Das war mir zu blöd.

Das Event hatte den Charakter einer Schwimmverein-Jahresversammlung und da ich freiwillig da war, muss ich mir so einen Quatsch nicht geben, da gehe ich lieber zum Wordcamp und kümmere mich um Sachen, die mir wichtig sind.

Auf einer Wahlveranstaltung kann man sich nicht kümmern, man kann noch nicht mal im Internet surfen, geschweige denn bloggen oder am Ende sogar Mogulus machen.
Das hat sicher seinen Grund, die wissen, wie schlecht sie als Entertainer sind.

Aber das erwarte ich an einem Samstagabend um 20 Uhr.

Ich wollte Wowi, ich wollte Naumann und ich wollte, dass sie mir sagen, dass alles gut wird.
Nicht dieses Bezirks-Gebabbel, das braucht kein Mensch. Nicht, wenn man die ganze Stadt mit Plakaten zukleistert.

Da ich weder in Hamburg noch in Berlin zuvor auf einer Wahlkampfveranstaltung war, lasse ich den Punktestand diesmal ausfallen.

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2 Gedanken zu „Meine erste Wahlveranstaltung – Hamburg vs. Berlin“

  1. wenn du es nicht machst, dann versuch sich mich einfach mal an nem Punktestand auf der Grundlage des Textes: Zunächst: War ja eine Veranstaltung der_hambuger_ SPD. Das gibt schon mal satte Minuspunkte: -100 für Hamburg. Anderseits, war es vor allem Wowereit, der nicht auftauchte, das gibt mindestens 35 Miese für Berlin.

    Wenn man der Berliner SPD zugutehalten kann, dass sie diese trübe Tasse von der CDU (Namen aus gutem Grund vergessen) nicht hat machen lassen und das mit 110 Punkten goutiert, muss man, angesichts des schwereren Gegners in Hamburg (Ole ist ja doppelt schwierig), mindestens von 220 ausgehen. Aaaaaber, haha, nur wenn sie dann auch gewinnen. Also zunächst erstmal 50 davon ab, also Ausgangsbasis: 170.

    d.h:

    SPD Hamburg vs. Berlin 70:75 (vorerst)

  2. Im Kino ist das auch so, da kommt erst die Werbung. Und im Konzert kommt erst die Vorgruppe. Da braucht man eben Stehvermögen! Aber nett geschrieben!

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