Abmahnung, Katzencontent und die Blogosphäre

Da passiert gerade sehr viel in Sachen Abmahnung und die Blogosphäre regt sich auf, dazu gibt es am Ende spitzenmäßigen Katzencontent denn ich bin kein Freund des neuesten „Brötchencontent is the new Katzencontent“ Mottos.

Seit Längerem schlummert hier ein Artikel über Marions-Kochbuch.de.
Das ist eine Kochbuchwebseite, auf der sehr viele Rezepte und Fotos gezeigt werden.

Die Seite ist recht erfolgreich, sie ist sehr gut in Google positioniert und sie generieren allein über die Google Bildersuche 8000 Besucher am Tag, wobei es auch 16000 Besucher sein könnten, in der Mail von Herrn Folkert wird das nicht ganz klar.
Die Betreiber können von der Werbung auf der Seite leben.
Dazu kann ich gratulieren.
Nur von Google Adsense Einnahmen leben, das hat was, das finde ich ehrlich gesagt sehr gut. So etwas fällt nicht vom Himmel, da muss man sich um die Seite kümmern und die Betreiber machen das schon länger wie man auf Archive.org sehen kann.
Laut archive.org gibt es Marions-Kochbuch.de mindestens seit Juni 2001. Seitdem wächst die Zahl der Rezepte und Fotos kontinuierlich an.

Soweit so gut.
Mitte Januar hat Marions-Kochbuch, bzw. deren Anwalt, ein Blog wegen eines Brötchenfoto abgemahnt. Die Abmahnung war in der Sache berechtigt, allerdings war der Streitwert von 6000 Euro für ein Brötchenfoto, meiner Meinung nach, deutlich zu hoch. Das gab die übliche Aufregung in Klein-Bloggersdorf und nach ein paar Tagen war komischerweise wieder Ruhe.

Hier und da erschienen noch ein paar Texte von Bloggern die ebenfalls abgemahnt wurden, insgesamt war die Aufregung aber eher klein.

Jetzt kocht die ganze Sache plötzlich wieder hoch, um mal in der Kochwelt zu bleiben.
Es sind sehr viele Blogs die sich mit Marions-Kochbuch beschäftigen, inzwischen schreiben Blog-Hubs wie Spreeblick, Wirres, basicthinking und viele mehr darüber und du musst dir die vielen Artikel bitte selbst über Technorati und Google-Blogsuche zusammensuchen.

Leider hat auch René von nerdcore.de Post bekommen.

René wurde vom Marions-Kochbuch Anwalt abgemahnt. Er schreibt:

„…dass Sie unter … die Behauptung veröffentlichen, viele Rezepttexte auf der Seite meiner Mandanten seien nicht von Marion Knieper selbst geschrieben. … Diese Behauptung ist falsch. Sämtliche der unter www.marions-kochbuch.de abrufbaren Rezepte hat Frau Marion Knieper erprobt und in eigenen Worten niedergeschrieben. … „

Ist das nicht ein toller Text? Natürlich sind alle Texte auf Marions Kochbuch von Marion in eigenen Worten niedergeschrieben (im Sinne von in den Rechner getippt) worden, sie war ja auch mal Chefsekretärin in einem Hamburger Außenwirtschaftsverband und kann gewiss schnell tippen.

Spannender ist die Frage nach dem Urheberrecht der Rezepte, nach den „Erfindern“ der Gerichte.

Im einem Stern-Interview antwortet Marion auf die Frage kochen Sie jeden Tag etwas Neues?

„Die Hälfte der Rezepte sind neue Rezepte, die ich ausprobiere. Die andere Hälfte sind Rezepte, die bereits in diversen Kochbüchern vorhanden sind und die ich noch einmal nachkoche, um Fotos zu erstellen. …“

Und auf Woher beziehen Sie Ihre Anregungen für neue Rezepte?

„Zunächst einmal habe ich natürlich mit meinen Familienrezepten angefangen. Später haben wir ein sehr erfolgreiches, großes Forum für Kochbegeisterte betrieben, welches wir leider aus Zeitgründen schließen mussten. Viele der Rezepte haben wir jedoch auf der Kochbuchseite verewigt. Diese Rezepte sind bereits alle erprobt und dienen mir oft als Quelle. Natürlich erhalte ich auch Rezepte von Lesern. …“

Soviel zum Interview, jetzt auf der Kochbuchseite nachsehen:
Auf der umfangreichen Urheberrechtseite in Marions-Kochbuch liest sich das dann etwas anders:

„…Die Rezepte wurden anschließend von Marion mit eigenen Worten beschrieben und mit Foto veröffentlicht. Marion ist somit Urheber des Rezepttextes. …

… Ein Rezept an sich (z.B. Pfannkuchen = Eier, Milch und Mehl vermischen und in einer Pfanne braten) ist in den meisten Fällen nicht urheberrechtlich geschützt. …

… Jeder, der Marions Rezepte ohne Genehmigung, gleich ob mit oder ohne Quellenangabe, auf seiner Website veröffentlicht, muss mit der Möglichkeit rechnen, dass wir dagegen vorgehen. Denn so ein Verhalten kann neben einer Urheberrechtsverletzung hinsichtlich des Kochrezepts unter Umständen auch als unlauterer Wettbewerb oder Datenbankrechtsverletzung gewertet werden. …

Wer bis hierhin durchgehalten hat, wird sich vielleicht auch fragen, ob das alles so seine Richtigkeit hat, ich frage mich das zumindest.

Die Betreiber haben einen Teil ihrer Rezepte aus Kochbüchern und ihren eigenen Forum genommen, die Rezepte umgeschrieben (…mit eigenen Worten beschrieben) und online gestellt.

Jeder der jetzt diese Rezepte verwendet kann abgemahnt werden, da es sich jetzt um Marions Rezepte handelt (… Marion ist somit Urheber des Rezepttextes).

Das ist insofern interessant, da es einen vergleichbaren Fall mit Fotos von Marions Kochbuch gibt. Ein Foto der Seite wurde in einen Comic eingebaut und online gestellt. Dafür bekam Maingold eine Abmahnung. (Rinderbraten-Abmahnung)

So etwas muss man erstmal finden! Wer macht so was denn? Wie viel Zeit muss man aufbringen, um ein Bild zu finden, dass irgendwo in einer umbenannten, neu erstellten Grafik verwendet wird? Ich stelle mir das sehr zeitintensiv vor und genau an der Stelle wird, meiner Meinung nach, klar, dass es inzwischen ums Abmahnen geht. Früher war das gewiss anders aber die Folkerts haben verständlicherweise keine Lust mehr sich mit den vielen Bilderdieben auseinanderzusetzen. Das kann ich verstehen und sie lassen das durch einen Anwalt erledigen. Schwierig wird es, wenn das eigene Verhalten bei Anderen abgemahnt wird.

Zur Erinnerung, die Rezepte stammen zu Teil nicht von Marion selber sondern aus anderen Quellen, wurden umgeschrieben (… mit eigenen Worten beschrieben) und online gestellt.

Im Rinderbratenfall wurde ein Foto genommen, verkleinert in einen Comic eingebaut und wieder online gestellt, quasi die Grafik-Variante des Rezepte Umschreibens (… mit eigenen Worten beschrieben). Das hat Maingold eine Abmahnung eingebracht.

Auf Marions Kochbuch hingegen hat das alles seine Ordnung?
Das verstehe ich nicht.

Ich verstehe auch nicht, warum sie ihre Bilder nicht schützen, wenn sie Ihnen so wichtig sind.

Ich verstehe nicht, warum sie keine Wasserzeichen in die Bilder einbauen.

Ich verstehe nicht, warum Folkert in einer Mail an mich schreibt „früher gab es mal eine netzkultur“ und seinen Anwalt etliche Blogger abmahnen lässt.

Ich verstehe, warum René abgemahnt wurde, wundere mich aber über diese Art weiter Öl ins Feuer zu giessen.

Ich verstehe nicht, warum in so vielen Kommentaren kompletter Müll steht. Warum informieren sich die Leute nicht?

Ich verstehe nicht, warum im Kochbuch zahlreiche Fotos von bekannten Marken abgebildet sind und die Folkerts ernsthaft das Urheberrecht für ein Foto mit Jim Beam beanspruchen. (Ebenso bei diversen Ketchup und Soßenfotos)

Ich verstehe nicht, warum jetzt alle abgemahnt werden, die behaupten, dass ein Teil der Rezepte aus dem Forum stammt. Wenn ich dazuschreibe, dass die Rezepte umgeschrieben wurde, dann stimmt es doch, zumindest sagen sie das ja selbst.

Ich verstehe nicht, warum nur sehr wenige Blogschreiber sich die Kochbuchseite auf archive.org ansehen. Da findet sich das Forum am Anfang, in den letzten freien Tagen, die Ankündigung auf ein geschlossenes Forum gegen Gebühr und das geschlossene Forum.
Man sieht auch, dass Marions-Kochbuch einmal Yahoo-Seite des Jahres war, aber das hat nicht hiermit zu tun.

Und jetzt kommt der versprochene Katzencontent.

Wer mehr wissen will, kann die Seiten mit Brötchengate-Tag nachlesen. (ich weiß das des blöd aussieht, ich habe keine Lust und zeit das zu stylen. …)

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Kochbuch mit Rezepten 2.0

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12 Gedanken zu „Abmahnung, Katzencontent und die Blogosphäre“

  1. Pingback: Koh-Phangan.de wurde abgemahnt! » Faule Würste bei BLOG OFF
  2. Pingback: fehn.tv » Blog Archive » Meins meins meins, Pt.1: Amen-Break
  3. Pingback: dem JeriC sein Blog
  4. Pingback: Perspektive 2010 » Blog Archive » Marions Kochbuch, Folkert Knieper und die flexible Auslegung des Urheberrechts
  5. Hi,

    wer eine Abmahnung wegen „unberechtigter Bildnutzung“ oder „Copyright-Verletzung“ an einem Bild erhalten hat, kann sich unter http://www.bildabmahnung.de eintragen. Ich sammle diese Daten gemeinsam mit einer Rechtsanwaeltin, um zunaechst mal herauszufinden, wie viele Leute ueberhaupt betroffen sind. Bislang gibt es zwar viel Gejammer, aber vor Gericht waer es nuetzlicher, mal konkret beweisen zu koennen, was fuer einen Umfang die Abmahn-Serie ueberhaupt hat.

    Also: tragt Euren Fall ein! Alles wesentliche zu Datenschutz und Impressum und so steht auf der Seite.

    Gruessle, Veranda (

  6. Salve
    Am einfachsten wäre es doch, die Richter würden den Streitwert auf ein realistisches Niveau senken. Bilderklau ist nicht nett, die Bilder mit einem weitaus überhöhten Wert zu bewerten ist noch weniger schön. Auf jeden Fall würde das sicherlich einigen streitbaren (passt auch edit: keine Beleidigungen) Anwälten ein Bein stellen.

    Christian

  7. Pingback: Echolog
  8. Pingback: Marions Kochbuch: erfolgreich mit Brötchen und Toast

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