E-Mail am Wochenende, zwischen Kind und Kegel

Im D64-Blog gibt es einen Artikel zu E-Mail am Wochenende. Dort schreibt Stephan Noller über eine Entscheidung des Volkswagen-Betriebsrates, dass Job-E-Mails am Wochenende nicht mehr zugestellt werden, weil Wochenende.

We can't resist the temptation to read our email, even when we intended to bask in the sun

Foto: We can’t resist the temptation to read our email, even when we intended to bask in the sun by Ed Yourdon with Some rights reserved

Nach einigen Jahren in Agenturen und Startups mit extrem hohem Mailaufkommen am Wochenende, bin ich inzwischen extrem froh, dass ich mich am Wochenende inzwischen nicht mehr mit Mails aus dem Job beschäftige.

Jobmailverzicht am Wochenende ist eine der besten Sachen überhaupt.

Es dauerte eine Weile, bis ich kapiert habe, dass das Zusammenleben mit A. und Kind H. extrem viel besser funktioniert, wenn ich mich am Wochenende eben nicht mit Mails vom Chef beschäftigen muss. A. hatte schon länger diese Meinung und es gab diesbezüglich auch regelmäßig Alarm. Warum wieso weshalb, es ist doch Wochenende, fehlende Aufmerksamkeit, keine Zeit für die Familie, etc. ihr kennt das eventuell aus eurem Leben.

Sie hat, wie so oft, völlig Recht.

Es war grenzdebil bescheuert, auch nur ein einziges Mal am Wochenende auf eine (ausgedachtes Beispiel) „URGENT!!!!! ADWORDS VÖLLIG-EGAL-KEWORD WRD IN FRA IN EN N. GESCHALTET“ zu reagieren. Wenn es wirklich wichtig ist, gibt es das Telefon und ja, es kommt ein- zweimal im Jahr vor, dass auch am Wochenende irgendetwas Gravierendes passiert ist, dass eine Aktion erfordert.

Aber eben nicht per E-Mail. E-Mails kommen immer. Ständig. Permanent. Jederzeit, egal an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit. E-Mails sind ein unaufhaltsamer Strom, der sich in die Mailbox ergießt. Auch am Wochenende. Und ich genieße es sehr, mich um den ganzen Kram am Wochenende eben nicht zu kümmern.

Es geht in der Regel um Webseiten oder internen, prozessbedingten Kram. Es geht nicht um Atomkraftwerke, Krankenhäuser, Menschenleben oder sonstige höher anzusiedelnden Themen. Who cares, wenn ein Feature zwei Tage im Eimer ist? Ich kümmere mich am Montag darum. Wenn es Missionskritisch ist, muss eben ein Prozess her, der auch am Wochenende greift. Das kostet, völlig klar, und darum gibt es das in Agenturen natürlich nicht.

Wenn da dem Kunden am Samstagmorgen einfällt, dass das #1111CC der Links doch bitte ein #2222CC sein soll, dann kümmert sich irgendjemand darum. Samstag? Egal, es ist immer URGENT!!!!

Ich bin so froh, dass ich das inzwischen kapiert habe und mich nicht mehr mit Job-Mail am Wochenende beschäftige. Die Tatsache, dass ich seit einer Weile Vater bin, hat sicherlich dabei geholfen. Qualitative Zeit mit der Familie ist so rar, ich wäre völlig bescheuert, mir das selbst kaputt zu machen.

Darum verstehe ich auch oft die Job-und-Privatleben werden eins Meinung nicht so wirklich. Ich will mich am Wochenende, wenn ich am Rechner vor mich hin shoppe, nicht mit irgendwelchen Rundmails zu drittklassigen Problemen, die keinerlei Priorität haben, beschäftigen. Wofür gibt es Arbeitszeiten? Ich rufe ja auch nicht ständig bei Kollegen im Urlaub an oder Besuche kranke Kollegen zu Hause um mir von Ihnen helfen zu lassen.

Ich weiß aber auch, dass das bei sehr vielen Bekannten völlig anders ist.

Das ist einer der Nachteile, wenn man alles in ein einziges iPhone reinlaufen lässt. Da werden dann eben abends um 23 Uhr doch noch „URGENT!!!“ Mails nach dem zweiten Bier beantwortet. Die Bekannten aus Berlin, die so Hipster massig unterwegs sind und sich SocialMediaDingsbums nennen sind diesbezüglich führend. Ein mir völlig unverständliches Verhalten.

Oder lesen heutzutage alle permanent Mails, egal wann?

ps. Mein Setup erleichtert mir ungemein, am WE keine Mails zu lesen. Es gibt eine komplette Trennung zwischen Job- und privat Internet, in Hardware wie in Software. Das hilft, sehr sogar.

via: d-64.org – Kann E-Mail Ausbeutung sein?

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9 Gedanken zu „E-Mail am Wochenende, zwischen Kind und Kegel“

  1. Du hast so Recht. Und dazu muss man nicht einmal Familienmensch sein. So arg wie A. und H. würde ich vermutlich nicht reagieren. Die Intention dahinter stimmt aber. Wie Du auch erkannt hast.
    Allerdings habe ich mich auch selber schon dabei erwischt wie ich im Urlaub am Pool bei einer Kundin ans Telefon ging ;)
    Mit entspannten, da gleich Feierabend, Grüßen aus der Hipster-Hauptstadt Berlin.

  2. eMail ist selbst an normalen Tagen kaum noch benutzbar. Ich bekomme mehrere hundert eMails pro Arbeitstag. Einen guten Teil davon kann ich automatisch filtern, doch auch der Rest will wenigstens noch kurz angeschaut werden, ob er relevant ist. Und das mit dem „Urgent“ ist auch der totale Humbuk.
    Ich habe einen einfachen Grundsatz was solche „superwichtigen“ Sachen angeht: Sind Menschenleben bedroht? Nein? -> Nicht so wichtig.

    Klingt beim ersten Mal vielleicht ein bissl albern und ironisch. Aber mal im Ernst, wer hat schon so wichtige Sachen zu tun, dass sie unbedingt sofort erledigt werden müssen? Wage zu behaupten die wenigsten. Niemand stirbt wenn besagte Farbe der Links übers Wochenende nicht genau dem Firmenstandard entspricht.

    Und für den Rest der eMails kommt man auch gut mit „if in doubt, sit it out“ zurecht. Viele Dinge erledigen sich in der Tat von selbst, wenn man sie nur lange genug liegen lässt. Wirklich wichtige Dinge eskalieren von selbst. ;)

  3. Wie sagte man früher noch? Ach ja: Full ack.
    Wie ich hier ja schon schrieb ist mir diese unhippe Trennung zwischen Büro- und privaten Mails auch total wichtig; alles andere macht irgendwann krank und deutlich eher unglücklich.
    Wenn dann das iPhone noch Kontakte kategorisieren könnte und man zB eine Klingelsperre für eine Kontaktgruppe einrichten … *träum*

  4. Was ich nicht erwähnt habe: Ich filter meine Mails wie sonstwas. Klar, anders geht es nicht. Mails von Facebook, Twitter, Xing, LinkedIn, YouTube, Pinterest und co sind hier nicht Thema, das wird alles brav unter die Grasnarbe wegsortiert.

    Telefon ist einfach das Ding. Wenn wirklich mal das Datacenter explodieren sollte, bin ich zu erreichen. Aber solche worst-case Szenarien passieren dann doch nicht so oft.

    Zum Glück arbeite ich heute in einem Umfeld, in dem das alle mehr oder weniger so machen. Mit dem Nebeneffekt, dass selbst wenn ich fleißig weiter am WE Mails abarbeiten würde sie sowieso niemand bemerkt. Es ist keiner da der die Antworten liest. Quark an die Wand nageln wäre ähnlich effektiv.

  5. Und ja, natürlich bin ich auch am WE sehr oft online. Bitte nicht falsch verstehen. Es geht nur um die Job-Mails. Nicht das Internet an sich.

  6. Jawoll ja, so ist es. Blackberry geht Freitag aus und Montag wieder an. Reicht. Wenn wirklich mal ein Server abschmiert, merke ich das am Montag. Und wer seine privaten Emails über den Firmenaccount laufen lässt, kann 1x im Jahr am WE ohne da stehen, c’est la vie. Sofortness, die Pest unserer Tage!

  7. Pingback: Unerreichbar, unerreicht. - e13.de

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