Bahnsteigkarte und Schwarzfahren ohne Fahren Hamburg vs. Berlin

Die Bahnsteigkarte

Eine Bahnsteigkarte eine exklusive Spezialität von Hamburg(und München).

Hatte ich aus dem Feedback des Artikel „Hamburg, bekloppte Tarif-Perle“ geangelt. Eine sensationell verkorkste Sache.

In Deutschland gibt es sie nur in Hamburg und in München. In München gilt sie für alle Stationen,  und in Berlin kennt man die Bahnsteigkarte gar nicht.

Es gibt sie in dieser Form (keine Bahnsteigsperren) nur in Hamburg und wer sie nicht kennt, dem sei sie kurz erklärt:

Wenn du deine Oma zur U-Bahn begleitest, ihr den Koffer die Treppe hoch trägst (Aufzug kaputt, bzw es gibt natürlich keinen) und ihr hinterherwinken möchtest, dann brauchst du eine Karte. Du brauchst eine Monatskarte, eine Tageskarte, eine CC-Karte oder, und das ist das Minimum, eine Bahnsteigkarte. Ohne eine Karte darfst du den Bahnbereich, den die Hamburger „Fahrkartenpflichtiger Bereich“ nennen gar nicht betreten. Auch nicht zum winken. Oder einer Muddi den Kinderwagen die Treppe hochtragen. Kosten dann gleich 40 Euro Strafe.

Oder du möchtest deine Freundin von der Bahn abholen. Wochenendbeziehung. Da macht man so etwas gerne, du freust dir so richtig ein siewissenschon. Du wartest auf dem Bahnsteig, denn du bist 10 Minuten zu früh da und ZACK, Fahrscheinkontrolle. Du hast aber keinen Fahrschein und musst für’s nicht HVV fahren 40 Euro Strafe zahlen.

Darauf muss man erst einmal kommen. Das ist wirklich sensationell bescheuert. In Hamburg zahlt man Strafe für das nicht HVV fahren.

Witzigerweise kennt so gut wie niemand in meinem Hamburger Bekannten- oder Kollegenkreis diese Karte. „Bahnsteigkarte? Was macht die?“

Sie macht das da:

Gekennzeichnete Bahnbereiche („Fahrkartenpflichtiger Bereich“) dürfen nur mit einer gültigen Fahrkarte oder Bahnsteigkarte betreten werden.
Die Bahnsteigkarte (0,30 €) berechtigt ab Kauf eine Stunde lang zum Betreten des gekennzeichneten Bahnbereiches der Haltestelle, an der sie gelöst wurde.
Bahnsteigkarten sind ausschließlich am Fahrkartenautomaten erhältlich.

Quelle: hvv.de – Einzelkarten

Das war in der Tat eine der Sache, die ich nach meinem Umzug von Hamburg nach Berlin schlimm gar nicht verstanden habe. Auf j-e-d-e-m Bahnhof gibt es eine Markierung auf dem Fußboden, ab der ich eine Karte benötige. Und wenn ich mir eine dieser Karten kaufe, darf ich genau EINE Stunde auf dem Bahnsteig stehen. Warum nicht 30 Minuten? Ich erinnere mich, dass ich mich sehr wunderte über 60 Minuten Bahnverabschiedung. Oder Begrüßung der Freundin. Ich meine, Hallo? 60 Minuten? Ganze Kriege werden in 60 Minuten entschieden. Warum gilt die Karte überhaupt so lange? Wer will so lange auf dem Bahnsteig stehen? Oder sitzen. Oder liegen. Oder Handstand machen. Oder Kniebeuge machen, wobei der HVV sich zum Thema Kniebeugen und Handstand auf Bahnsteigen im Kleingedrucken ausschweigt. Aber Ernsthaft. Wie viele werden davon im Jahr verkauft? Zehn Stück? Zwanzig Stück?

Die Hanseaten denken jetzt wieder „wieso? Ist doch logisch?“. Nein liebe Hamburger, das ist nicht logisch. Manchmal ist das, was schon immer da war, eben einfach Schrott.

Die Menschen, die nicht aus Hamburg kommen sind zum Glück deutlich in der Überzahl und da müssen sich die Hanseaten mit ihrem HAMBURG, DAS TOR ZUR WELT (Zutritt bitte nur mit Bahnsteigkarte) bitte hinten anstellen und auch mal durch ihr TOR ZUR WELT (Zutritt bitte nur mit Bahnsteigkarte) durchschauen und erkennen, dass die Bahnsteigkarte völliger Stuss ist.

Nutzloser Mist aus einer anderen Zeit. Keep it simple. Weg damit.

Die Berliner spielen hier, mal wieder, in einer anderen Liga (dieser Witz braucht noch ein paar Spieltage bis er zündet). In Berlin ist es aktuell nicht möglich Schwarz zu fahren ohne eine Bahn zu betreten. Bei der DB ist das in Teilen anders, aber die lasse ich hier außen vor.

Warum die Bahnsteigkarte nicht am Hafen gilt, an dem ich schließlich auch in eine HVV Fähre einsteigen kann – man wird es nie erfahren, aber ich sehe gigantische Einkommensmöglichkeiten für den HVV. Millionen Touristen auf den Landungsbrücken und alle haben keine Fahrkarte. Da geht noch was.

Bahnsteigkarte und Schwarzfahren ohne Fahren Hamburg vs. Berlin 0 : 40

via: Hamburger Verkehrsverbund – Eine Wissenschaft, die keine sein müßte (29.03.2012)

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9 Gedanken zu „Bahnsteigkarte und Schwarzfahren ohne Fahren Hamburg vs. Berlin“

  1. Ich kenne die Bahnsteigkarte aus München. Dort hat sie früher IIRC 20 Pfennig gekostet. Warum ist die eigentlich teurer geworden? Die gestiegenen Energiekosten können’s doch eigentlich nicht sein. Personalkosten vielleicht?

  2. Ich habe beim HVV vor einiger Zeit gefragt, wie sie den Tatbestand nennen, wenn jemand ohne Bahnsteigkarte aufgefunden wird. Erhöhtes Beförderungentgelt trifft es ja leider nicht, da eben keine Beförderung (höhstens die Rolltreppe) stattgefunden hat.

    Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir einer bei Fahrkartenkontrollen in aller Regel nur vorgeschobene Entschuldigung „Ich war nur auf dem Bahnsteig“ keinen
    besonderen Namen geben.

  3. Der Link zum Artikel „Bamburg, bekloppte Tarif-Perle“ oder der Artikel selbst hat die URL-Umstellung wohl nicht überlebt.

  4. Galt früher an (allen?) größeren Bahnhöfen, und wurde dort auch am Anfang des Bahnsteig kontrolliert. Könnte mir vorstellen das damit bei Herumlungern oder Diebstähle eingedämmt werden sollten. Das ist aber reine Spekulation.

  5. Wieder mal eine spitze Idee. Aber wenn man sich mal die AGB der BVG (Berlin) durchließt, hat man auch kein Aufenthaltsrecht, wenn man nicht vorhat, in den Zug zu steigen. Ganz schön unpraktisch, wenn man seinen Freund vom Bahnhof abholen will… aber zum Glück kontrolliert das hier keiner :)

  6. Tja, da war ich nun wie jeden samstag am HBF Hamburg am pfandsammeln (hab ca 10€ verdient) und da kahm so ne pappnase die mein Fahrschein sehen wollte: „ich will nicht fahren, ich will die dosen aus dem mülleimern sammeln“.
    hilft alles nix-hab 7 tage zeit dazu in der HVV zentrale stellung zu nehmen, sonst drohen 40 euronen strafe. Grmml!

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