Werbung für Berlin, ohne Hamburg

Ich denke nichts Böses, sitze mit Kaffee vorm Laptop und besuche meine Standardwebseiten Zwecks Morgenlektüre.
Unter anderem spiegel-online. Da lese ich einen Artikel über Michelle Pfeiffer, mein erster Prothesenfilm und siehe da, da lacht mich ein Werbebanner für Berlin an.

Mensch, da bin ich aber Zielgruppe. Internet, Werbung und dann auch noch für Berlin? Dufte Sache, darüber kann ich dann gleich was bloggen.

Das lädt auch dazu ein, man sieht eine Frau, die sich nen Eimer Teer Schlamm schwarzes Latex schwarze Farbe übers Gesicht gekippt hat.
Naja, muss man nicht mögen, soll wohl Kunst sein.
Steht ja auch „Berlin wagt“ drunter. Das „Berlin Berlin wir fahren nach Berlin“ Ding übersehe ich zuerst.
Wenn das mal nicht suboptimal für nen Banner ist, aber was solls.

Schnell draufklicken und ich lande auf einer Landingpage.
Da steht dann schon wieder „Berlin Berlin wir fahren nach Berlin“, dazu noch „Berlin lebt“ und visitberlin.de.

Spitze, ich freue mich, das wird ein prima Verriss. Slogan-o-rama.

Das ist ein typisches Beispiel für eine „Wir haben da noch etwas Geld über, mach mal was, darf aber nicht zu teuer sein“ Kampagne.

Die U-Bahn Station Prinzenstraße als Webseite, sozusagen.

Da muss Geld weg, schalte mal eine Werbekampagne bei Spiegel, die fahren ja alle so gerne nach Berlin, steht irgendwo, dann bau mal ’ne Landingpage die außer Slogans und Links zu bereits bestehenden Seiten fast nichts erzählt und, ganz wichtig, schreibe oben ganz dick die URL einer anderen Webseite hin, verlink die aber nicht, wir wollen die Leute noch ein wenig verwirren.

Ach ja, ein paar Fotos kannste auch einbauen, dazu ein paar Teasertexte und hups, es ist noch Geld da, naja, dann liste noch ein paar Museen und Clubs und so, aber schreibe auf gar keinen Fall deren Webseite dazu, wo leben wir denn, so etwas braucht ja keiner.

Ganz schick finde ich auch die Überschriften. Ehrlich.
Ein Traum in 18px rot, dazu kursiv und in Trebuchet MS. Herrlich.

Ich will nicht zu schlimm meckern, aber man hätte das deutlich schicker machen können.

Wir haben 2007, es passiert doch einiges im Netz, die Leute sind verwöhnt inzwischen, die wollen Fotos, Videos, die wollen echte Information, die wollen die Webseiten der Einrichtungen anklicken, die sie besuchen, die wollen eine Suche, um nach „Museumsinsel“ zu suchen, die wollen ein einfaches Kontaktformular und nicht so ein Kontaktmassaker wie es mir dort angeboten wird.

Technisch ist die Seite soweit ganz gut, aber inhaltlich?

Berlin Berlin wir fahren nach Berlin.

Ist das jetzt eigentlich der neue Slogan für Berlin? Ich weiß es gar nicht, aber die erzählen mir das ja jetzt. Fehlt da nicht gleich zweimal ein Komma? Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin?
Oder braucht man die heutzutage nicht mehr?

Bin verwirrt, ich fahre auch nach Berlin, aber zum Barcamp, ganz ohne Werbung.
Jetzt muss ich nur noch eine Kampagne für Hamburg finden, dann gibt es auch Punkte.

Bis dahin gebe ich Berlin 1 kleinen Punkt. Immerhin machen sie Werbung im Netz, dass ist ja schon mal etwas.

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2 Gedanken zu „Werbung für Berlin, ohne Hamburg“

  1. Nicht zu schlimm zu meckern versuche ich jetzt auch mal. Mich ärgert es, wenn chronisch jede Rechtschreibkultur links liegen gelassen und dann noch Kommafehler bei anderen gerügt werden.

    Hier nur die groben Korrekturen zum aktuellen Artikel. Relativsätze werden mit Komma eingeleitet. Ein Beispiel: Dies gilt auch noch nach der Rechtschreibreform, die viele Kommaregeln vereinfacht hat. Adjektive wie „inhaltlich“ schreibt man klein. „Supoptimal“ ist es auch, das hübsche Wort mit der lateinischen Vorsilbe „sub“ (unter, unterhalb) anstatt mit b einfach mit p zu schreiben. Einfach superoptimal, oder was? Einen unschönen Abschluss bildet dieses falsch geschriebene Fazit: „Immerhin machen sie Werbung im Netz, dass ist ja schonmal etwas.“ Die Aussage, dass das schonmal etwas ist, ist schonmal stilistisch nicht gerade ein Knaller. Da sollte das Das wenigstens mit s geschrieben werden. Finde ich. Aber vielleicht findet das ja 2007 sonst keiner mehr? Meinetwegen – nur kommt am Ende bei so einer Netzkultur eben „Berlin Berlin wir fahren nach Berlin“ heraus. Wenn man das „wir“ durch „ich“ ersetzt, könnte das glatt ein Zitat aus diesem Blogg sein.

    Vielleicht ist das Korinthenkackerei. Vielleicht gibt es wirklich bloß noch technische und inhaltliche Kriterien (siehe Artikel), keine formalen mehr. Aber Form transportiert doch auch Inhalt, oder gilt das nur noch für Schriftdesign, Lay-Out und Verlinkung?

    Wenn man sich Kinder-Foren anschaut wie etwa die virtuellen Gästebücher zum Film „Die wilden Hühner und die Liebe“ (zu finden auf der Seite http://www.wildehuehner.de) dann sieht man, was das für fatale Folgen hat. Das sind keine Flüchtigkeitsfehler mehr, sondern die Kids aller Alterstufen können es einfach nicht mehr richtig. Hoffentlich finden sie dann wenigstens beim Surfen einen Link zum Museum!

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